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Elektrotechnik
Hannover Messe 99 - Das Gipfeltreffen mit Fachkompetenz
ep6/1999, 3 Seiten
Keine zusätzlichen Impulse für die Elektroindustrie Die im ZVEI zusammengeschlossenen Aussteller äußerten sich zufrieden mit Messeverlauf und -profil. Die hohe Anzahl der internationalen Fachbesucher wird hervorgehoben. Der neue Schwerpunkt Fabrikautomatisierung (Factory Automation) - die der industriellen Praxis entsprechende, gemeinsame Präsentation der Produkte und Systeme von Elektrotechnik, Maschinenbau und Informationstechnolgie - fand Zustimmung (Bild ). Als Haupttrend zeigte sich die dezentrale Automatisierung in vernetzten Systemen. Trotzdem erwartet der Verband keine zusätzlichen konjunkturellen Impulse für das laufende Jahr von der Hannover Messe. Der erwartete Anstieg des Umsatzes bleibt bei ca. 2 %. Selbst rasche politische Entscheidungen in der Steuerpolitik lassen die Rückkehr zu branchenüblichen Wachstumsraten von mehr als 4 % frühestens für das Jahr 2000 zu. Der Maschinenbau rechnet mit gutem Nachmessegeschäft Positiv beurteilt auch der VDMA die Messe und ihr neues Konzept. Die deutschen Maschinenbauunternehmen zeichnen sich ebenfalls durch innovative Produkte und Leistungen (Bild ) aus. Deshalb werden sie im internationalen Wettbewerb bestehen. Die Aussteller führten intensive, hochkarätige Fachgespräche. Diese Kontakte in Verbindung mit konkreten Projektanfragen lassen die Aussteller auf ein gutes Nachmessegeschäft hoffen. Erfolgreicher Auftritt der handwerklichen Aussteller In diesem Jahr präsentierte sich der ZDH erstmalig mit zwei Gemeinschaftsständen (Bild ) im Bereich Betriebstechnik, Werkzeuge und Drucklufttechnik. Insgesamt waren in Hannover über 500 handwerkliche Aussteller vertreten. Auch diese Ausstellergruppe zeigte sich mit dem Messeverlauf sehr zufrieden. Die Erwartungshaltung an die Zukunft ist aber trotzdem gedämpft. Die Fabrikautomation etablierte sich als Markplatz der Prozeßketten Die Fabrikautomation ist die Klammer für unterschiedliche technologische Disziplinen, die ein technologischer Prozeß erfordert. Sensoren, Aktoren (z. B. Antriebe), Zu- und Abfuhreinrichtungen bei Robotern, Identifikationseinrichtungen, Steuerungen, industrielle Datenverarbeitung, die alle Komponenten verknüpfende Netzwerktechnik, Software-Werkzeuge u. a. verschmelzen zu einer technologischen Kette. Sie kann an die immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen kostenoptimiert angepaßt werden. Der entscheidende Faktor dabei ist die Information. Schneller und zuverlässiger Datenaustausch erfolgt über Datennetze (Busse). So wird auch Diagnose und Service über große Entfernungen mit minimalen Kosten, aber in kürzerer Zeit möglich. Die Fabrikautomation verdeutlichte unverkennbar die Entwicklung zur PC-kompatiblen Industriesteuerung mit Soft-SPS-Systemen. Echtzeitbetrieb mit PC-gestützten Geräten wird sich durchsetzen. Der Zugriff auf im Bürobereich erstellte Datensätze wird ohne Konvertierungsprobleme möglich. Die Trennung zwischen Industrie und Büro verschwindet. Der Industrie-PC verdrängt die SPS und übernimmt die Steuerung großer Produktionseinrichtungen. Die Standards der Welt der Informationtechnologie IT - PC, Ethernet/Internet, Windows - werden für die Produktion genutzt. Sie erlauben den Aufbau homogener Rechnerstrukturen im Unternehmen. Die klassische Pyramide der Kommunikation reduziert sich auf die zwei großen Bereiche Büro und Produktion. Im Feldbus-Bereich steht die Aufgabe, die Installationsebene mit der Offenheit der weltweit standardisierten und verwendeten Kommunikationstechnolgien der Internet-Welt zu verbinden. Hannover Messe `99 (19. bis 24. April 1999) Das Gipfeltreffen mit Fachkompetenz (1) Die Messe wurde auch in diesem Jahr dem Anspruch von Ausstellern und Besuchern, von Wirtschaft und Politik gerecht, eine Kombination von wirtschaftlichem Gipfel und industrieellem Marktplatz zu sein. Die im Elektropraktiker im März auf Seite 174 beschriebenen Erwartungen sind eingetroffen. Ungefähr 300 000 Besucher nutzten das Angebot der 7500 Aussteller aus aller Welt. Ihre Resonanz war laut Veranstalter trotz nicht allzu günstiger konjunktureller Rahmenbedingungen positiv. Im Mittelpunkt stand die Fabrikautomatisierung. Im folgenden werden die Beurteilungen der Verbände wiedergegeben sowie wichtige Tendenzen und Neuerungen erläutert. Elektropraktiker, Berlin 53 (1999) 6 494 Branche aktuell Intelligente NS-Schaltgeräte - unverzichtbarer Bestandteil eines automatisierten Systems (Foto: Deutsche Messe AG) Roboter - zentrales Element der Fabrikautomatisierung (Foto: Deutsche Messe AG) Gemeinschaftsstand des ZDH - von links Dieter Philipp, Präsident des ZDH, Klaus E. Goehrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG (Foto: ZDH) Alle nationalen und internationalen Unternehmen tummeln sich auf diesem Marktplatz. Durch Aquisitionen von Firmen werden Kompetenzen erweitert, um für den globalen Wettbewerb gerüstet zu sein. Diese Innovationen in der Industrieautomatisierung sichern Arbeitsplätze am Hochlohn-Standort Deutschland. „Innovationen - sowohl bei Produkten als auch bei Dienstleistungen - werden die Basis unseres künftigen Wohlstandes und unserer Beschäftigung sein“, so Edward G. Krubasik vom Zentralvorstand der Siemens AG. Mikroelektronik bestimmt die Fortschritte in der Fabrikautomation Die Fortschritte auf allen Gebieten der Technik werden von der Mikroelektronik bestimmt (Bild ). Im Vergleich zu anderen Wirtschaftregionen - nicht zuletzt getrieben durch die Forderungen der Anwender der Industrieautomatisierung - baut Europa seine Position auf diesem Schlüsselsektor aus (insbesondere Deutschland). Die Strukturen auf einem Chip werden immer kleiner. Der Trend geht beschleunigt von der integrierten Schaltung zum integrierten System. Multifunktionale Chips werden billiger als Einzellösungen sein. Besonders augenfällig sind die Fortschritte der Mikroelektronik im Bereich Identifizierung und Bilderfassung (1-Chip-Kamera, Finger-Tip-Sensor u. ä.). E-Commerce und Internet-Auftritt führen zu Wettbewerbsvorteilen Parallel zur Entwicklung in der Industrieautomatisierung durchlebt auch die Wirtschaft einen Wandel. Die Vertriebswege verlagern sich wegen der Leistungsfähigkeit der elektronischen Medien stärker in Richtung E-Commerce und Internet. Zunehmend wird die Industrie von dieser Entwicklung erfaßt, da offensichtlich am elektronischen Geschäftsverkehr kein Weg vorbei führt. Deshalb bieten Dienstleister den Einstieg in den elektronischen Handel (Verkauf/Kauf gekoppelt mit Finanzauskünften) auch für kleine Handwerks- und mittlere Unternehmen an (z. B. Verlag Wer liefert was, Siemens). Auch größte Unternehmen (z. B. ABB) erproben neue Wege im Vertrieb. Für den Kunden wird es leichter, die richtigen Produkte auszuwählen, zu bestellen und den Auftragsstatus zu verfolgen (Bild ). Umweltfreundliche Energieversorgung schreitet voran Wasserstoff und Brennstoffzellen Dieser Brennstoff wird ähnlich wie das Sonnenlicht ohne klimagefährdende oder gesundheitsschädliche Emissionen in Brennstoffzellen direkt in Elektroenergie umgewandelt. Die praktische Anwendung befindet sich auf der Stufe Pilotprojekt. Beispielsweise informierte die Hamburger Wasserstoff- Agentur über die Erprobung von 13 mit Wasserstoff betriebenen Straßenfahrzeugen. Dazu wurde eine Wasserstofftankstelle installiert, die zunächst mit industriell erzeugtem Treibstoff versorgt wird. Endziel ist die Verwendung von Importwasserstoff. Er wird in Island umweltfreundlich mit Strom aus Wasserkraftwerken durch Elektrolyse gewonnen (vgl. Elektropraktiker 1998, Heft 7, S.669/670) und per Schiff nach Hamburg transportiert. Der Wasserstoff kann künftig auch aus Biomasse, fossilen oder flüssigen Reststoffen sowie aus Propangas oder Methanol gewonnen werden. Baumuster wurden für den unteren Leistungsbereich ( 500 W) gezeigt, um z. B. bisher photovoltaisch versorgte, netzferne Stationen in der sonnenscheinarmen Zeit effektiver mit Energie zu versorgen (vgl. Elektropraktiker Heft 12 1998, LuK S. 1/2). Aber auch größere Leistungen können bereits mit Brennstoffzellen erzeugt werden (Bild ). Zahlreiche Forschungsarbeiten laufen, um die vielen offenen Probleme der aussichtsreichen Technologie hinreichend zu lösen. Windkraftanlagen (vgl. Elektropraktiker 1998, Heft 1, S. 146 - 49) Die führenden Unternehmen visieren deutliche größere Anlagenleistungen an. In Verbindung mit geringerem Materialeinsatz (Abmessungen, Gewicht) stehen Leistungen von maximal 4 MW im Lastenheft. Neben der Steigerung der Exportkraft der deutschen Unternehmen liegt der Grund für diese Entwicklungen auch in der Verknappung genehmigungsfähiger, wirtschaftlich und landschaftlich akzeptabler Standorte in Deutschland. Immerhin gilt es, durch einen hohen Leistungszuwachs in Deutschland die weltweit höchste Installationsrate auch 1999 zu verteidigen. Photovoltaik - nun auch für Metalldächer Dachelemente aus Edelstahl (Fa. Thyssen) tragen in dünnen Schichten auflaminiertes amorphes Silizium. Weil die Solarzellen durch Tedlarfolie besonders gut gegen Korrosion geschützt sind, benötigen sie keine Glasabdeckung. Das Dachsystem ist begehbar und bruchsicher. Gegenüber den dominierenden kristallinen Solarmodulen geht der Hersteller davon aus, daß die Energieausbeute bei gleichen Kosten höher ist. Allerdings muß wegen des niedrigeren Wirkungsgrades der amorphen Solarzellen (8 %) eine größere Generatorfläche installiert werden. Weitere Informationen zum System Solar Tec wird die Solar Energie 99 vom 1. bis 3. Juli in Berlin bieten. Die nächste Hannover Messe findet vom 20. bis 25. März statt. Zeitgleich läuft in Frankfurt am Main die Leitmesse Light + Building in Kooperation mit der Deutschen Messe AG Hannover. Der Elektropraktiker berichtete darüber in seiner Mai-Ausgabe auf S. 451. H. Kabisch, J. Krause Elektropraktiker, Berlin 53 (1999) 6 496 Branche aktuell Blick auf Comp AC zum elektronischen Kauf von Umrichtern (Foto: ABB) Anschlußfertiger Brennstoffzellen-Container für eine elektrische Leistung von 250 kW und eine thermische Leistung von 237 kW. Elektrischer Wirkungsgrad 40 %, Gesamtwirkungsgrad 80 %. Abmessungen 2,4 x 2,4 x 6,1 m3 (Zielwerte; (Foto: Alstom, Ballard Generation Systems) Die Wirkung der Mikroelektronik: Von der Mikroelektronik zum Bruttoinlandsprodukt 1998 BIP ca. 1:2:6:66:270 (Quelle: VDE-Studie)
Autoren
- H. Kabisch
- J. Krause
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