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Veranstaltung | Elektrotechnik

71. Grüne Woche in Berlin - Erneuerbare Energien: Bioenergie unverzichtbar

ep4/2006, 5 Seiten

Trotz aller zurzeit noch bestehenden Unklarheiten zum angestrebten neuen Energiemix: Bioenergie ist für die neue Regierung eine unverzichtbare Erneuerbare Energiequelle (EE). Das wurde auch auf der Grünen Woche in Berlin klar. Sie zeigte in den Messehallen manches Neue zum Thema und bot im ICC zusätzlich eine Ausstellung sowie viele Veranstaltungen zu EE an. Im Folgenden werden aus dieser Fülle vor allem die Schwerpunkte Wärme, Strom und Kraftstoffe behandelt.


Bekenntnisse zur Bioenergie Unbestrittenes Ziel der Bundesregierung ist eine kostengünstige, zuverlässige und klimafreundliche Energieversorgung, wobei zunehmend ein veränderter Energiemix mit Kernkraftwerken und vermutlich mit weniger EE zur Diskussion gestellt wird. Das bedeutet allerdings keinen Verzicht auf Bioenergie. Bereits zu Beginn der Messe äußerten sich der Präsident des Bauernverbandes Sonnleitner und der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Seehofer zur Perspektive. Letzterer bekannte sich in seiner Rede zur Eröffnung der Messe zum Vertrag der Koalition, der eine mittelfristige Steigerung des Anteils an Bioenergie festlegt. Im Übrigen will sich Seehofer „energisch“ dafür einsetzen, dass die zeitweise geltende Steuerbefreiung für Biokraftstoffe erhalten bleibt. Aus Sicht des Bauernpräsidenten ist Bioenergie eine moderne Zukunftsbranche voller Innovationen, in die es zu investieren gilt. Schwerpunkte sind dabei die Züchtung ertragsreicherer Energiepflanzen und die Erweiterung der Anbauflächen. Dadurch sollen in 10 bis 15 Jahren 16 % des Stromes, 10 % der Wärme und 12 % des Pkw-Kraftstoffes mit Bioenergie erzeugt werden. Gleichzeitig kann damit die Zahl neuer Arbeitsplätze von bisher 50000 auf insgesamt 200000 erhöht werden. Alle Leistungen auf dem Gebiet Biotechnik erfolgen neben der Erzeugung von Nahrungsmitteln - Deutschlands viertgrößtem Wirtschaftszweig. Die Dominanz der Energiewirtschaft sei, so Sonnleitner, keine Vision und der Landwirt werde immer öfter ein „Energiewirt mit rapide wachsender Bedeutung“. Diese Entwicklung war auch auf dem 26. Internationalen Forum des deutschen Bauernverbandes zu verspüren. Dort diskutierten Landwirte mit Fachexperten und Politikern unter dem Motto „Bioenergie - mit Sicherheit in die Zukunft“. Unter anderem stand der weltweit steigende Energiebedarf auf der Tagesordnung, der durch das rasante Wachstum von China, Indien und anderen Regionen verursacht wird und den beschleunigten Übergang Europas zu einer nachhaltigen Energieversorgung mit EE erzwingt. Bauernpräsident Sonnleitner erwartet „deshalb von der neuen Bundesregierung, dass sie mit gleichem Engagement wie die alte Koalition EE und nachwachsende Rohstoffe mit Schwung und Perspektive begleitet“. Biomassekonzept der Europäischen Union Auch Dirk Ahner, stellv. Generaldirektor der Europäischen Kommission, kam auf dem Forum „Agrarpolitik“ zu Wort. Er berichtete über den Aktionsplan der EU zur Förderung und Nutzung von Energie aus Biomasse im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Ziel ist die Gewinnung von Strom und Wärme sowie von Treibstoffen durch geeignete Umwandlungsprozesse - insgesamt auch ein Thema der Grünen Woche. Der Aktionsplan enthält mehr als 20 Maßnahmen, die in der Mehrzahl in diesem Jahr zu realisieren sind. Vorgesehen ist die regenerative Erzeugung von Wärme und Kälte. Damit verbunden sollen bis zu 300000 neue Arbeitsplätze in den EU-Ländern geschaffen und die Energieeinfuhren um etwa 6 % reduziert werden. Darüber hinaus sollen mit dieser Aktion die C02-Emissionen jährlich um 209 Mio. t abgesenkt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Biomasse CO2-neutral ist, da bei der Nutzung der Energie so viel CO2 entsteht, wie beim Wachstum aufgenommen wurde. Da die Biomasse aber Energie für Transport- oder Energieumwandlung benötigt, verschlechtert sich die CO2-Bilanz. Es ist daher notwendig, für den Vergleich den so genannten Erntefaktor zu berechnen. In der Regel sind Biotreibstoffe aus Mais oder Raps nicht frei von CO2-Emissionen [1]. Deshalb ist es aus Sicht des Klimaschutzes in der Regel am besten, Biomasse zur Strom- und Wärmegewinnung zu nutzen. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Gesichtspunkt bei den anstehenden Klärungen der Politik berücksichtigt wird und inwieweit es gelingt, die CO2-Emissionen durch verbesserte Technologien zu minimieren. Bioenergie zwischen Land- und Forstwirtschaft Den zahlreich erschienenen Besuchern der Grünen Woche wurde mehr als das Bekenntnis zur Bioenergie angeboten. Im Mittelpunkt standen wie üblich auch zur 71. Messe vor allem Land- und Forstwirtschaft sowie der Gartenbau mit allen seinen Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik. Dazu gehörten wie in den vergangenen Jahren ein zwei Hallen füllender Erlebnis-Bauernhof mit einem reichhaltigen Angebot an Kraftstoffen aus Biomasse und dafür geeigneten Fahrzeugen. Ergänzt wurde dieses Sortiment in weiteren Hallen durch Themen wie die Stromerzeugung mit Biomasse, die Gewinnung von Kraftstoff, Holzheizungen, Energiepflanzen oder die Nutzung von Biomasse im landwirtschaftlichen Betrieb. Auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) versorgte Interessenten mit meist kostenlosen und gut verständlichen Informationsschriften. Ausländische Aussteller konzentrierten ihr Messeangebot bisher nur auf Lebensmittel. Obwohl auch Biomasse gehandelt werden kann, sind Im- und Export auf der Grünen Woche noch kein Thema. Auch in diesem Jahr wurde das Messeprogramm durch Fachvorträge ergänzt. Schwerpunkt auf dem Gebiet der EE war wiederum der zweitägige Fachkongress „Clean Energy Power“ mit 14 Vortragsreihen und einer Ausstellung. Ergänzt wurde diese Veranstaltung durch Vorträge von Verbänden und der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR). Biokraftstoffe für die Mobilität von morgen Keine andere Bioenergie hat sich in den vergangenen Jahren so dynamisch entwickelt wie Biokraftstoffe [2]. Gründe dafür sind die seit 1970 kontinuierlich gewachsenen Energiepreise und der Zuwachs an Kraftfahrzeugen, die einen steigenden Beitrag zur Veränderung des Klimas und zur Schädigung der Wälder leisten. Aus Sicht der Branche könnten bis zum Jahr 2020 Biokraftstoffe in Europa einen Anteil von 25 % am Kraftstoffmarkt erreichen. Nach umfangreichem Test der landwirtschaftlichen Fahrzeuge nimmt inzwischen Biodiesel mit über 1900 Tankstellen in Deutschland die Vorreiterrolle ein (Bild ). Nach Plänen von Bundesregierung und EU sollen Biokraftstoffe zukünftig sogar verpflichtend beigemischt werden. Das gilt auch für Bioethanol. Beide Kraftstoffe werden in Deutschland vorzugsweise aus Gülle, Holz, Stroh oder heimischen Nutzpflanzen wie Raps, Weizen und Roggen gewonnen. Die Produktion von Biodiesel und Bioethanol hat in Deutschland bereits industrielle Maßstäbe erreicht. Die Produktionskapazitäten von Biodiesel betragen in diesem Jahr 3 Mio. t. Parallel dazu wird u. a. im Seehafen Rostock bis zum Herbst die viertgrößte europäische Produktion (jährlich 150000 t) realisiert. Die im vergangenen Jahr in Betrieb genommenen Bioethanolanlagen sichern für dieses Jahr eine Produktionskapazität von ca. 500000 t. Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 4 246 BRANCHE AKTUELL 71. Grüne Woche in Berlin Erneuerbare Energien: Bioenergie unverzichtbar Trotz aller zurzeit noch bestehenden Unklarheiten zum angestrebten neuen Energiemix: Bioenergie ist für die neue Regierung eine unverzichtbare Erneuerbare Energiequelle (EE). Das wurde auch auf der Grünen Woche in Berlin klar. Sie zeigte in den Messehallen manches Neue zum Thema und bot im ICC zusätzlich eine Ausstellung sowie viele Veranstaltungen zu EE an. Im Folgenden werden aus dieser Fülle vor allem die Schwerpunkte Wärme, Strom und Kraftstoffe behandelt. Dezentrale Biodieselanlage, mit der sich der Energiewirt Biodiesel herstellen und lagern kann Quelle: 3B-Diesel EP0406-244-253 22.03.2006 9:24 Uhr Seite 246 Ungeklärt ist allerdings die Frage, ob und in welcher Höhe eine Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe zu erwarten ist. Die neue Regierung hat eine seit 1. 4. 2004 gültige Regelung leider annulliert. Sun Fuel für die ferne Zukunft Aus Sicht der Volkswagen-Konzern-Forschung ist der von der Autobranche hochgelobte Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb frühestens in 20 Jahren serienreif. Das Unternehmen setzt deshalb verstärkt auf Sun Fuel - einem synthetischen Kraftstoff aus Biomasse (Bezeichnung: Bio to liquid - BtL). Ein wesentlicher Vorteil ist seine Fähigkeit, dass er ohne technische Änderungen in marktüblichen Motoren verbrennt und wie fossile Kraftstoffe gelagert und getankt werden kann [3]. Zur Realisierung des Einsatzes muss aber zunächst die Produktion größerer Mengen Sun Fuel vorbereitet werden. Deshalb errichtet der Erfinder, die Firma Choren Industries, zurzeit in Freiberg (Sachsen) mit dem Ölkonzern Shell ein Werk, das jährlich 15000 t Sun Fuel produziert. Der nächste Schritt ist der Bau einer Fabrik in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern), die jährlich 200000 t Kraftstoff produziert. Ergänzt werden diese Untersuchungen seit dem vorigen Jahr durch eine Forschungskooperation unter Leitung der Volkswagen AG mit den Bundesländern Niedersachsen, Brandenburg und Hessen. Ein umfangreiches Arbeitsprogramm regelt alle Aktivitäten im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Ziel ist die Konzipierung eines flächendeckenden Systems, das kostengünstig und qualitätsgerecht die Biomasseproduktion sicherstellt. Die Teilnehmer sehen in der zukünftigen Gestaltung von Land- und Forstwirtschaft eine Chance für strukturschwache ländliche Räume, weil sie vor allem vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten bietet (Bild ). Heizen mit Holz - elektronisch gesteuert Auch in diesem Jahr war die Wärmeerzeugung durch Verbrennung von Holz ein Thema für Fachkongress und Aussteller. Das betrifft nicht nur den Kamin im Wohnzimmer. In den letzten Jahren wurden vor allem in mitteleuropäischen Staaten mit politischer Unterstützung sogar komplette Heizsysteme für den Wohnbereich entwickelt. Sie nutzen Waldrestholz (das der Förster verkauft), Scheitholz (zugerichtetes Holz) oder Pellets (entstanden aus Sägespänen, die bei der Holzbe- und -verarbeitung entstehen). Damit können Wärmeleistungen von etwa 3 kW bis zum einstelligen MW-Bereich realisiert werden. Ziel dieser Entwicklungen sind Kostensenkung, eine erhöhte Versorgungssicherheit und der Klimaschutz. Sie sind eine Alternative zu Erdgas oder Heizöl und werden finanziell gefördert. Voraussetzung für den wirtschaftlichen Betrieb sind kurze Versorgungswege und eine dauerhaft gesicherte Holzversorgung. Aus den letztgenannten Gründen wird vielfach die Pelletversorgung bevorzugt. Die Pelletheizung wurde bereits 1970 in den USA aus der Taufe gehoben. In Deutschland werden Pellets inzwischen nahezu flächendeckend vertrieben. Es handelt sich dabei um zylindrische Presslinge aus getrockneten Holzabfällen mit einem Durchmesser von 2 bis 3 cm. Nach Angabe der FNR beträgt ihr Heizwert rund 5 kWh/kg. Zwei kg ersetzen etwa einen Liter Heizöl bzw. ein m3 Erdgas. Pellets werden in Öfen und Heizungen verbrannt und liefern damit Wärme im Wohnzimmer oder im Keller (Bilder und Neben Öfen und Heizungen für Pellets wurden auch solche für Waldrestholz und Scheitholz angeboten. Alle 3 Varianten haben inzwischen einen Gebrauchswert erreicht, der weitgehend einer Versorgung mit Erdgas oder Heizöl entspricht. Wenn erwünscht, liefern sie warmes Wasser und ersetzen den Kochherd. Darüber hinaus sichern auf Wunsch Elektronik und mechanische Elemente u. a. Holzzufuhr, Zündung, Entaschung, Testlaufschutz, Notbetrieb, Leistungs- und Verbrennungsregelung sowie Fernbedienung und -wartung. Selbst eine zusätzliche Stromerzeugung kann mit Holz betrieben werden. Basis ist ein mehrfach erprobtes Blockheizkraftwerk (BHKW), das von einem Heißluftmotor (Stirlingmotor) angetrieben wird. Die Wärme liefern automatisch zugeführte Pellets. Strom und Wärme mit Bioenergie In rund 1000 Biomasseheizwerken und -heizkraftwerken Deutschlands wird heute bereits Wärme und Strom durch Holzverbrennung erzeugt. Aus Sicht der FNR ist das Potential längst noch nicht ausgeschöpft. Schätzungen zufolge reicht das Holzpotential aus, um in den nächsten 25 Jahren die Energiegewinnung auf 10 % des Gesamtbedarfs zu steigern. Offen ist dabei, ob nur Wärme oder gleichzeitig auch Strom erzeugt werden solle. Alternativ bestehen aber offensichtlich noch größere Möglichkeiten, mit Biogas künftig einen Beitrag zur Strom- und Wärmeerzeugung zu leisten. Wichtigster Beleg dafür ist die Entwicklung der installierten elektrischen Leistung. Nach Auskunft des Fachverbandes Biogas wuchs die Anzahl der in Deutschland installierten Biogasanlagen von 270 Stück im Jahre 1995 auf 2000 im Jahr 2004 und erreichte am Jahresende 2005 die Zahl von 2500 Stück (Bild ). Damit unterstützen Biogasanlagen mit einer Leistung von 450 MW die Stromerzeugung in Deutschland. Ihre jährliche Stromproduktion beträgt nach Angaben des Fachverbands Biogas 2,9 Mrd. kW und übertrifft damit beispielsweise die PV um das Sechsfache. Biogasanlagen sind aber auch ein Exportschlager. Deutsche Unternehmen lieferten bis Ende vergangenen Jahres Anlagen mit einer Gesamtleistung von 40 MW. Hauptabnehmer sind neben europäischen Ländern Japan und China. Von besonderer Bedeutung sind Exporte in Mitgliedsländer der EU. Sie und andere Exporte von EE helfen ihnen, Defizite bei der Reduzierung von C02-Emissionen zum Nutzen aller Länder auf dem Weg des Emissionshandels auszugleichen. Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 4 248 BRANCHE AKTUELL Erstmalig wurde zur Grünen Woche ein PKW vorgestellt, der Sun Fuel tankt Quelle: Volkswagen Pelletofen für das Wohnzimmer mit elektrischer Steuerung des Verbrennungsvorganges. Quelle: Buderus Vollautomatische Pellet-Zentralheizung mit einer Leistung von 24 kW für ein 2-Familienhaus mit 280 m2 Wohnfläche (unten). Der Pelletvorrat von etwa 9 t wird in einem Gewebetanksilo gelagert (oben). Quelle: www.aktion-holzpellets.de EP0406-244-253 22.03.2006 9:24 Uhr Seite 248 Insgesamt ist aber auch in Deutschland das Potential zum Betrieb von Biogasanlagen jeden Typs bei weitem noch nicht ausgenutzt. So könnte die Branche beispielsweise bis 2020 die elektrische Leistung auf 9500 MW erhöhen. Darüber hinaus kann ein Export von mehr als 5000 MW realisiert werden. Voraussetzung für diese Entwicklung ist aber die Beibehaltung der Förderung nach dem Erneuerbaren Energie-Gesetz (EEG) in der derzeit gültigen Fassung vom August 2004. Dort wurde u. a. festgelegt, dass die Investoren mit jedem fortschreitenden Inbetriebnahmejahr eine um 1,5 % verringerte Grundvergütung erhalten. Die von der großen Koalition festgelegte Überprüfung des EEG im Jahr 2007 wird zeigen, ob die Förderung längerfristig erhalten bleibt. Grund- und Spitzenlastkraftwerke Biogasanlagen werden gegenwärtig vor allem zur Stromproduktion eingesetzt, denn sie amortisiert über den Stromverkauf die Anlage. Voraussetzung ist eine hohe Auslastung. Angestrebt wird eine 90 %ige Auslastung, gleichbedeutend mit nahezu 8000 Volllaststunden im Jahr. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Möglichkeit, Biogas zu speichern und die Stromproduktion dem jeweiligen Strombedarf anzupassen. Damit sind Biogasanlagen gesuchte Stromlieferanten, um beispielsweise Grund- und Spitzenlast abzudecken. Als Teil einer dezentralen Energieversorgung liefern sie für Windenergie- oder PV-Anlagen im virtuellen Kraftwerk Regelenergie [4]. Da Biogasanlagen grundsätzlich den Strom mit einem BHKW erzeugen, steht gleichzeitig Wärmeenergie zur Verfügung. Ein Teil davon kann die Biogasanlage zur Erwärmung des biologischen Prozesses verwenden. Der Rest wird, soweit realisierbar, in benachbarten Gebäuden verbraucht. Einspeisung ins Erdgasnetz Biogas wird aber auch als Kraftstoff genutzt. Den Beweis dafür lieferte ein normalerweise erdgasversorgter Pkw Opel Combo, der auf der Messe vorgestellt wurde. Er hat mit einem speziell aufbereiteten Biogas rund 70000 km bewältigt. Möglich ist das, weil das Biogas vom Typ Bio-Methan Erdgasqualität besitzt. In Schweden und in der Schweiz bewährt sich dieser Kraftstoff schon seit mehreren Jahren. Auch in Deutschland soll künftig Biogas mit Erdgasqualität erzeugt werden. Voraussetzung ist u. a., dass sich das angestrebte Konzept als wirtschaftlich vertretbar beweist. Ziel ist dabei, Biogas mit Erdgasqualität zu erzeugen und anschließend im Erdgasnetz zu lagern. Das würde eine Abkehr von der bisherigen Strom- und Wärmeerzeugung bedeuten. Gleichzeitig kann aber das dem öffentlichen Versorgungsnetz zugeführte Bio-Methan flächendeckend zur Energieversorgung genutzt werden [5]. Diese Entwicklung wurde sowohl 2004 im EEG als auch 2005 im Energiewirtschaftsgesetz verbindlich vereinbart. Die Zukunft wird zeigen, ob und wann dieses Konzept realisiert wird. Die Vorbereitungen für erste Tests sind angelaufen. H. Kabisch Literatur [1] Nussbaumer, Th.: Vergleich von Wärme, Strom und Treibstoff aus Holz. BWK, Bd. 57 (2005) Nr. 12, S. 59 - 61 [2] Kabisch, H.: Strom, Wärme und Treibstoffe aus Biomasse. Elektropraktiker, Berlin 58(2004)6, S. 493 - 497 [3] Kabisch, H.: Biomasse - vom Pflanzenöl zum synthetischen Treibstoff. Elektropraktiker, Berlin 58(2004)8, S. 644 - 649 [4] Kabisch, H.: Energiemix und neue Versorgungsstrukturen. Elektropraktiker, Berlin 59(2005)4, S. 248 - 253 [5] Ott, M.: Biogas - das Multivalent für die Energiewende. Herausgeber: Fachverband Biogas e.V., Freising. 23 Seiten, Ausgabe 10/2005 Weniger Bürokratie In einem Punkt waren sich die Referenten und Besucher des Kongresses einig: Die Online-Vergabe von Bau- und Lieferleistungen eröffnet den Behörden und der Wirtschaft die Chance, bürokratische Hemmnisse und Kosten abzubauen, mehr Transparenz in den öffentlichen und privaten Ausschreibungen zu schaffen, aber auch den Aufwand auf Seiten der Bieter beträchtlich zu reduzieren. Der Anteil der privaten Ausschreibungen für Ausbauarbeiten würde bereits heute über 50 % betragen. Damit wird in Zukunft die Durchgängigkeit der Prozesse - von der digitalen Vergabe bis zur elektronischen Angebotsabgabe - an Bedeutung gewinnen. Praxiserfahrungen In der Praxis gibt es jedoch sehr unterschiedliche Erfahrungen. Nur in Einzelfällen wurden bereits Einspareffekte erzielt. Kleine Betriebe nutzen zunehmend den gebührenfreien Download der Vergabeunterlagen und das digitale Angebot. Die qualifizierte digitale Signatur hat sich wegen der dabei anfallende Kosten bisher nicht durchgesetzt. Die Bundesregierung setzt nun z. B. auf die so genannte fortgeschrittene digitale Signatur. Auch auf anderen Gebieten gibt es noch viel zu tun. Ausblick Ab dem 31. Januar 2006 sind die neuen Vergaberichtlinien der EU - 2004/18/EG und 2004/17/EG in Kraft. Von der Bundesregierung wurde dazu ein Sofortpaket geschnürt mit dem Ziel der Umsetzung noch im 1. Halbjahr. Für eine auftragsunabhängige Prüfung der Eignungsnachweise gemäß der Anforderungen nach § 8 VOB/A hat man jetzt für interessierte Unternehmen die Möglichkeit einer Online-Präqualifikation geschaffen. Die VOB/A, VOL/A und VOF werden im Bundesanzeiger (April/Mai 2006) veröffentlicht und erlangen nach entsprechender Anpassung der Vergabeverordnung und Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt Rechtskraft. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) gibt im Herbst 2006 die VOB/A, -/B und -/C als DIN 1960 in eigenem Regelwerk heraus. Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 4 250 BRANCHE AKTUELL Durchflussbiogasanlage mit integriertem Gasspeicher, BHKW-Container und Gärrückstandslager Quelle: FNR Fachmesse Build IT Berlin vom 21.-25. Februar 2006 Online-Vergabe als Chance für weniger Bürokratie Anlässlich der diesjährigen Fachmesse für Informationstechnologie und Kommunikation im Bauwesen, veranstaltete die ventasoft Gmb H am 24. Februar nunmehr ihren 5. Praxiskongress unter dem Berliner Funkturm. 564 Besucher aus Verwaltung, Wirtschaft und Handwerk informierten sich zum aktuellen Stand der Umsetzung der E-Vergabe in der Praxis. STIMMEN ZUM KONGRESS F.-Reinhard Habbel, Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, sprach sich für einen konsequenten Bürokratieabbau und für die Verschlankung der Verwaltungsprozesse aus. Christoph von Hammerstein, Zentralverband des Deutschen Handwerks, sieht mit DVN.net als das bundesweite neutrale Vergabenetz zukünftig mehr Auftragschancen für kleine und mittlere Handwerksbetriebe. Dr. Rüdiger Kratzenberg, Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, verwies u. a. auf die neue Homepage des Vereins für Präqualifikation e. V. von Bauunternehmen unter www.pq-verein.de. Dr. Ulrich Dieckert, Rechtsanwalt, beschrieb die wirtschaftlichen Risiken von unzureichenden Leistungsbeschreibungen für die Vergabestelle und den Bieter in der Praxis. Axel Heinemann, Rechnungsprüfer der Stadt Wuppertal, beabsichtigt, nach 3 Jahren min. 466 000 Euro mit der E-Vergabe einzusparen. Joachim Eckert, Senatsverwaltung für Inneres, Berlin, bemüht sich um eine einheitliche Vergabe-Plattform für VOB- und VOL-Ausschreibungen Wendelin Christ, Geschäftsführer der ventasoft, wird mit seiner Firma als Netzwerkpartner von DVN.net die bereits bewährte elektronische Vergabelösung ava-online einschließlich der Bietersoftware ava-sign weiter vervollkommnen. Der nächste Praxiskongress findet 2007 statt. EP0406-244-253 22.03.2006 9:24 Uhr Seite 250

Autor
  • H. Kabisch
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