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Maschinen- und Anlagentechnik | Steuerungstechnik

Potential richtig nutzen

Wertschöpfungs-Reise des digitalen Zwillings in einer Smart Factory
ep11/2020, 2 Seiten

Der digitale Zwilling ist einer der am häufigsten benutzten Begriffe im Umfeld digitaler Transformation und der Industrie 4.0. Fragt man aber nach, was darunter eigentlich zu verstehen ist, erhält man beliebige Antworten. Die Häufigste ist der Bezug zum 3-D-Modell des Produktes. Darauf aufbauend Anwendungen der virtuellen/erweiterten Realität für Instandhaltung und Service. Dabei liegen, wie bei einem Eisberg, 90 % der Daten und Prozesse, die einen digitalen Zwilling repräsentieren, häufig nicht im Blick der Beteiligten. Wie sieht also eine ganzheitliche Perspektive über Wertschöpfungsstufen und Systemgrenzen hinweg aus?


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Entgegen dem Eisberg ist eine typische Eigenschaft des digitalen Zwillings, dass er mit zunehmendem Alter – in diesem Fall Lebenszyklus – immer umfangreicher wird und durch neue Daten an „Masse“ gewinnt. Die Historie der Daten macht ihn immer wertvoller und ist letztlich die Voraussetzung für neue digitale Anwendungen und Geschäftsmodelle. Die versprochenen Wettbewerbsvorteile und Effizienzgewinne einer Smart Factory werden ohne ein integriertes Management des digitalen Zwillings nicht zu erreichen sein.

Gefangen im Silo der Systeme

Betrachtet man stark vereinfacht

  • Design

  • Make

  • Service

  • als Wertschöpfungsstufen, so stehen auf jeder Stufe entsprechende IT-Systeme bereit. Im Bereich Design: die CAD/PLM-Systeme, im Make: ein ERP und MES sowie im Service: die Instandhaltungssysteme. Entlang dieser Kette werden eigene Datenmodelle und Instanzen von digitalen Zwillingen in den IT-Systemen erzeugt. Trotz der Bemühungen um offene Standards, dominieren viele herstellerspezifische Formate und Varianten, sodass z. B. beim Übergang von einer Stufe auf die andere, viele Daten verloren gehen oder manuelle Datenpflege betrieben werden muss. Diese Art der IT-technischen Verschwendung galt als unvermeidlich. Da auch organisatorisch Grenzen übersprungen werden, fühlte sich jede Abteilung komfortabel in ihren Grenzen. Viele gut gemeinte Digitalisierungsprojekte fügen jetzt mit Cloud- und IoT-Systemen eine schnell wachsende Schatten-IT hinzu, die die Vielfalt inkompatibler digitaler Zwillinge schnell unübersehbar werden lässt.

    Die Rolle im Produktionssystem 4.0

    Über viele Jahre wurden Prozesse in der Produktion nach Lean-Prinzipien optimiert und funktionieren weitgehend ohne digitalen Zwilling. Der Fokus lag auf dem ununterbrochenen, getakteten, verschwendungsfreien Produkt- und Materialfluss. Papier (z. B. der Laufzettel) ist dabei immer noch der Träger aller wesentlichen Informationen, auch wenn punktuell, z. B. CNC-Systeme, unterstützen. Die typischen Tätigkeiten in der Arbeitsvorbereitung, Produktion und im Service, wie das Aufbereiten der Auftragsdaten, das Ausdrucken und Verteilen der Auftragsdokumente, das Erfassen von Daten in IT-Systemen – all dies sind typische Vorgänge, die nicht wertschöpfend sind.

    Das Produktionssystem 4.0 ist durch die Fähigkeit gekennzeichnet, individuelle Produkte, bei schwankender Nachfrage dem Kunden mit minimaler Durchlaufzeit bereitzustellen. Takt und Band verlieren an Bedeutung und werden durch flexible Produktionsmodule ersetzt. Typische Designmerkmale eines Produktionssystems 4.0 sind:

    • Durchlaufzeit „Same Day“ für alle Produkte

  • Rüstzeit „Null“


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    Weitere Bilder



    Digitaler Zwilling: Add- und ReUse-Prinzip


    Der digitale Zwilling wird im MES angereichert


    Der digitale Zwilling im Asset-Netzwerk

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