Inf.- und Kommunikationstechnik
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Elektrotechnik
LWL-Messtechnik - Teil 2: Analyse, Geisterbilder, Streckenqualifizierung, Messgrößen
ep5/2006, 4 Seiten
Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 5 392 FÜR DIE PRAXIS Kommunikationstechnik Interpretation von Ereignissen auf einer Rückstreukurve Bild veranschaulicht eine Rückstreukurve mit typischen Ereignissen, wobei die Ordinate logarithmisch dargestellt wurde. Die Abschnitte mit Geraden im Rückstreudiagramm werden durch die Rayleighstreuung verursacht, die an jedem Punkt entlang der Strecke auftritt. Die Spitzen entstehen durch Reflexionen, die nur an bestimmten Punkten auftreten und meist deutlich größere Leistungsrückflüsse als die Rayleighstreuung bewirken. Der Verlauf des ungestörten Lichtwellenleiters wird durch die mit der Ziffer 1 gekennzeichneten Kurvenabschnitte veranschaulicht. Aus der Neigung der Geraden, also aus dem Abfall der Rayleighstreuung, schließt man auf den Dämpfungskoeffizient des Lichtwellenleiters. Dabei setzt man voraus, dass die Rayleighstreuung entlang des jeweiligen Streckenabschnittes konstant ist. Der Streckenabschnitt kann durch das Setzen von Cursors ausgewertet werden. Entsprechend Bild ergibt sich für den Dämpfungskoeffizient (1) in dB/km. In diesem Beispiel entspricht P1 der Normierung und P2 der Messung. Eine gesonderte Normierung wie bei der Dämpfungsmessung ist nicht erforderlich, da aus der Rückstreukurve sowohl der jeweilige Messwert als auch die jeweilige Normierung entnommen werden kann. Auf der Ordinate werden die rückfließenden Leistungen logarithmisch dargestellt. Ein bestimmter Abstand auf der Ordinate entspricht einem bestimmten Leistungsverhältnis, das heißt einer Dämpfung in Dezibel. Prinzipiell lassen sich alle Ereignisse entlang der Rückstreukurve durch das manuelle Setzen von Cursors auswerten. So erhält man nicht nur eine Messkurve entsprechend Bild , sondern auch eine Ereignistabelle. Jedoch ist dieses Verfahren zum einen sehr mühselig und zum anderen ergeben die automatischen Auswerte-Algorithmen des Messgerätes exaktere Resultate - für Routinemessungen ist die vollautomatische Auswertung zu empfehlen. 5.1 Ereignistabelle In der Ereignistabelle werden zunächst die Ereignisse durchnummeriert (Bild ) und jedes Ereignis charakterisiert: Typ des Ereignisses, Ort, Dämpfungskoeffizient, Dämpfung, Reflexionsdämpfung usw. · So zeigt das Ereignis 2 eine negative Stufe: Das kann eine Dämpfung sein. Da nicht gleichzeitig eine Reflexion auftritt, kann es sich um einen Spleiß oder eine Makrokrümmung handeln. · Das Ereignis 3 zeigt eine Reflexion ohne gleichzeitige Dämpfung: Ein solches Ereignis wird durch eine Geisterreflexion hervorgerufen . · Ereignis 4 veranschaulicht die starke Reflexion am Ende der Strecke, die durch den Übergang von Glas (Brechzahl 1,5) zu Luft (Brechzahl 1,0) zu Stande kommt, und eine schwächere Reflexion am Anfang der Strecke. · Das Ereignis 5 zeigt sowohl eine Dämpfung als auch eine Reflexion. Das ist typisch für eine Steckverbindung. Die konkrete Gestalt des Ereignisses 5 hängt stark von der Art des Stirnflächenkontaktes ab. Bei schwach reflektierenden Steckern mit physikalischem Kontakt und Schrägschliff (HRL/ APC-Stecker) kann die Spitze verschwinden. Folglich kann das Ereignis 2 auch durch einen HRL/APC-Stecker hervorgerufen worden sein. · Das Ereignis 6 zeigt eine positive Stufe. Diese hat nichts mit einem Koppelverlust oder gar einer „Verstärkung“ an der Koppelstelle zu tun. Um das Ereignis zu verstehen, muss man sich klarmachen, dass das Rückstreudiagramm nicht mit einem Pegeldiagramm zu verwechseln ist. Während das Pegeldiagramm den Leistungsabfall entlang der Strecke veranschaulicht, werden im Rückstreudiagramm die rückgestreuten und reflektierten Leistungen dargestellt. Verbindet man zwei Lichtwellenleiter mit unterschiedlichen Parametern, beispielsweise einen Lichtwellenleiter mit geringerer Dotierung mit einem Lichtwellenleiter mit höherer Dotierung, kann eine positive Stufe entstehen, da der zweite Lichtwellenleiter das Licht stärker streut. Misst man das gleiche Ereignis aus der entgegengesetzten Richtung, entsteht eine entsprechend große negative Stufe. Diese Stufe hat nichts mit einer Dämpfung an der Koppelstelle sondern mit Parametertoleranzen zu tun! Somit kann das Ereignis 2 auch durch Parametertoleranzen verursacht worden sein. Das generelle Problem bei der Rückstreumessung ist, dass sich jede Stufe im Rückstreudiagramm aus zwei Anteilen zusammensetzen kann. · Einem Anteil, der tatsächlich durch eine Dämpfung hervorgerufen wird und P dBm P dBm L L 1 2 2 1 / / LWL-Messtechnik Teil 2: Analyse, Geisterbilder, Streckenqualifizierung, Messgrößen D. Eberlein, Dresden Die moderne Kommunikations- und Informationstechnik verlangt immer größere Bandbreiten und Streckenlängen. Diese Anforderungen sind nur durch Übertragung über Lichtwellenleiter zu erfüllen. [2] zeigte Hilfsmittel zum Messen und Messverfahren. Dieser Beitrag vertieft die Rückstreumessung und messtechnische Charakteresierung einer installierten LWL-Strecke. Autor Dr. Dieter Eberlein ist Referent, Sachverständiger und Buchautor auf dem Gebiet der Lichtwellenleiter-Technik, Dresden. Dämpfung Streckenlänge Rückstreukurve mit typischen Ereignissen Leistung dBm Streckenlänge L1 L2 Ermittlung des Dämpfungskoeffizienten aus dem Abfall der Rayleighstreuung (L1 und L2: Orte der Cursors, P1 und P2 zugehörige gestreute Leistungen) EP0506-392-395 20.04.2006 16:01 Uhr Seite 392 · einem Anteil, der bedingt ist durch Toleranzen zwischen den gekoppelten Lichtwellenleitern. Bei der Auswertung des Rückstreudiagramms interessiert man sich nur für die Dämpfungen an den diskreten Ereignissen, nicht aber für die Effekte, die durch LWL-Toleranzen entstehen. Das heißt dieser Anteil an der Stufe muss eliminiert werden. Das ist möglich, indem man von beiden Seiten misst und den Mittelwert bildet. 5.2 Messung aus beiden Richtungen Oftmals wird argumentiert, dass eine Messung aus nur einer Richtung ausreichend ist, weil die Strecke nur in einer Richtung betrieben wird. Das ist falsch! Die Tatsache, dass nur von einer Seite gemessen werden muss, wurde stets als ein besonderer Vorteil der Rückstreumessung im Vergleich zur Dämpfungsmessung herausgestellt. Auf diesen Vorteil muss verzichtet werden, sollen genaue Resultate erzielt werden. Vorzugsweise ist von beiden Seiten zu messen. Dies kann prinzipiell nach wie vor eine Person allein bewältigen, sofern auf einen nachgeschalteten Lichtwellenleiter (Nachlauf-LWL) verzichtet wird. Insofern ist die Rückstreumessung immer noch vorteilhafter als die herkömmliche Dämpfungsmessung, die stets zwei Personen erfordert. Wird jedoch nicht nur mit Vorlauf-LWL, sondern auch mit Nachlauf-LWL gearbeitet, muss aber auch dieser Vorteil der Rückstreumesstechnik aufgegeben werden, da in diesem Fall zwei Personen erforderlich sind. Bild zeigt ein reales Rückstreudiagramm und die dazugehörige Ereignistabelle. 5.3 Längenmessung Das Rückstreugerät misst die Laufzeiten der einzelnen Leistungsanteile. Interessant für den Anwender ist der Ort, an dem ein bestimmtes Ereignis geschieht. Deshalb müssen die gemessenen Laufzeiten in Streckenlängen umgerechnet werden. Da die Strecke in Hin- und Rückrichtung durchlaufen wird, ist ein Faktor 2 zu berücksichtigen: (2) Die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist die Gruppengeschwindigkeit vgr im LWL-Kern. Diese ergibt sich aus der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum (c 300000 km/s) dividiert durch die Gruppenbrechzahl des Glases ngr. Näherungsweise gilt für die Gruppenbrechzahl ngr 1,5, somit für die Ausbreitungsgeschwindigkeit im LWL-Kern vgr 200000 km/s. Sollen die LWL-Längen exakt ermittelt werden, was insbesondere bei der Fehlersuche wichtig ist - aber auch für die Ermittlung des richtigen Aufmaßes, muss die Gruppenbrechzahl exakt bekannt sein. Diese kann am Rückstreumessgerät eingestellt werden. Die Gruppenbrechzahlen sind vom Lieferant der Lichtwellenleiter zu erfragen oder einschlägiger Literatur zu entnehmen [3]. Auswertung problematischer Rückstreudiagramme Werden zwei Lichtwellenleiter mit identischen Parametern miteinander gekoppelt (Spleiß oder Stecker), so ist aus der Stufe im Rückstreudiagramm unmittelbar die Dämpfung ablesbar. Weisen die miteinander gekoppelten Lichtwellenleiter unterschiedliche Parameter auf, so können positive oder negative Stufen, bedingt durch Toleranzen der LWL-Parameter entstehen. Die Stufe zeigt also mehr als nur die Qualität des Spleißes oder des Steckers! Dieser Effekt tritt insbesondere bei der Kopplung von Multimode-LWL mit unterschiedlichen Dotierungen (unterschiedliche Dämpfungsklassen) auf. Besonders deutlich sind die Stufen, wenn ein 50 m-LWL mit einem 62,5 m-LWL verbunden wird. Beim Singlemode-LWL entstehen die Stufen durch Toleranzen in den Modenfelddurchmessern. Zur Veranschaulichung sollen zunächst zwei idealisierte Fälle betrachtet werden. Bild a zeigt zwei Lichtwellenleiter mit identischen Parametern und folglich identischem Rückstreuverhalten. Diese beiden Lichtwellenleiter werden über einen schlechten Spleiß miteinander verbunden. Es ergibt sich ein Koppelverlust zwischen den beiden Lichtwellenleitern, der als negative Stufe im Rückstreudiagramm erscheint, wenn sowohl von A nach B (Bild b) als auch von B nach A (Bild c) gemessen wird. Der zweite idealisierte Fall veranschaulicht zwei Lichtwellenleiter mit unterschiedlichen Rayleighstreuungen. Der Lichtwellenleiter 1 habe eine größere Rayleighstreuung als der Lichtwellenleiter 2. Entsprechend liegt die Rückstreukurve des ersten Lichtwellenleiters höher als die des zweiten Lichtwellenleiters (Bild a). Alle anderen Parameter seien identisch (keine intrinsischen Verluste), und die Verbindung sei ideal (keine extrinsischen Verluste). Beim Übergang vom Lichtwellenleiter 1 zum Lichtwellenleiter 2 (A nach B) (Bild b) entsteht eine negative Stufe infolge der unterschiedlichen Rayleighstreuungen. Misst man in entgegengesetzter Richtung von B nach A (Bild c), entsteht eine gleich große positive Stufe, da der Unterschied in den Rayleighstreuungen in entgegengesetzter Richtung gemessen wird. In der Realität überlagern sich beide Fehlerquellen (Parametertoleranzen und = = Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 5 393 Kommunikationstechnik FÜR DIE PRAXIS LWL 1 LWL 1 LWL 2 LWL 2 LWL 2 A B B A LWL 1 a) b) c) Kopplung zweier Lichtwellenleiter mit identischer Rayleighstreuung, schlechter Spleiß LWL 1 LWL 1 LWL 2 LWL 2 LWL 2 LWL 1 a) b) c) Kopplung zweier Lichtwellenleiter mit unterschiedlicher Rayleighstreuung, idealer Spleiß Reales Rückstreudiagramm Quelle: JDSU EP0506-392-395 20.04.2006 16:01 Uhr Seite 393 Koppelverlust). Folglich addieren sich auch die auf den Bildern und dargestellten Effekte. Um die Einflüsse zu trennen und Effekte, die eigentlich nicht interessieren, zu eliminieren, wird von A nach B, von B nach A gemessen und der Mittelwert gebildet. Bei einer Mittelwertbildung der auf den Bildern b und c dargestellten Ereignisse, wird eine negative Stufe zu einer negativen Stufe addiert und durch 2 dividiert - es bleibt eine negative Stufe als Ergebnis. Bei einer Mittelwertbildung der Ereignisse auf den Bildern b und c, wird eine positive zu einer gleich großen negativen Stufe addiert. Die Stufen kompensieren sich zu Null, wodurch kein beobachtbares Ereignis übrig bleibt. Daraus wird anschaulich klar, dass Einflüsse, die Koppelverluste auf der Strecke verursachen, durch die Mittelwertbildung erhalten bleiben. Einflüsse, die durch unterschiedliche Rayleighstreuung verursacht werden, kürzen sich und können auf diese Weise eliminiert werden. Beispiel: Scheinbare Dämpfung in Vorwärtsrichtung: a12 = 0,32 dB, scheinbare Dämpfung in Rückrichtung: a21 = -0,28 dB. Der Mittelwert beträgt: (3) Prinzipiell ist es möglich, dass eine positive Stufe an der Koppelstelle - bedingt durch unterschiedliche Rayleighstreuungen, durch einen gleich großen Koppelverlust - bedingt durch schlechte Kopplung oder Toleranzen der LWL-Parameter - kompensiert wird und das Rückstreudiagramm an dieser Stelle keine Stufe zeigt. Wird in entgegengesetzter Richtung gemessen, tritt eine entsprechend große negative Stufe auf. Diese ergibt sich aus der Summe einer negativen Stufe - infolge unterschiedlicher Rayleighstreuungen und einer negativen Stufe - durch schlechte Kopplung. Namhafte Hersteller sind in der Lage, Lichtwellenleiter mit sehr engen Toleranzen zu fertigen. Durch das Verbinden solcher Fasern sind die oben beschriebenen Effekte gering. Andererseits lassen die gültigen Normen relativ große Toleranzen für die Fasern zu. Entstehung von Geisterreflexionen Geisterbilder oder Geisterreflexionen entstehen, wenn Steckverbinder große Reflexionen auf der Übertragungsstrecke bewirken. Dann läuft das Signal mehrfach zwischen reflektierenden Objekten hin und her und bringt zusätzliche Beiträge zur Rückstreukurve. Folgende Beispiele sollen dieses verdeutlichen. Bild zeigt einen 100 m-Vorlauf-LWL, der mit einer Reflexionsdämpfung von aR1 an einem OTDR und mit einer Reflexionsdämpfung aR2 an das Messobjekt angeschlossen ist. Erstes Beispiel. (Tafel ) Gerätestecker: aR1 = 35 dB; Stecker auf der Strecke: aR2 = 35 dB. In den Vorlauf-LWL werde eine Leistung von 0 dBm eingekoppelt. Nach der Reflexion am Stecker auf der Strecke gelangen -35 dBm Leistung zurück zum OTDR. Der Gerätestecker reflektiert und koppelt wieder -70 dBm in die Strecke ein. Eine nochmalige Reflexion am Stecker auf der Strecke bewirkt einen Leistungsrückfluss von -105 dBm. Diese Leistung ist so gering, dass keine Geister entstehen. Zweites Beispiel. (Tafel ) Gerätestecker unverändert: aR1 = 35 dB; Stecker auf der Strecke: aR2 = 14 dB. In den Vorlauf-LWL wird wieder eine Leistung von 0 dBm eingekoppelt. Nach der Reflexion am Stecker auf der Strecke gelangen -14 dBm zurück zum Rückstreumessgerät. Der Gerätestecker reflektiert und koppelt wieder -49 dBm in die Strecke ein. Auch dieser Impuls bewirkt eine Rückstreukurve. Eine nochmalige Reflexion am Stecker auf der Strecke bewirkt einen Leistungsrückfluss von -63 dBm. aR = 35 dB entspricht der typischen Reflexionsdämpfung eines Steckers mit physikalischem Kontakt. Die Reflexionsdämpfung aR = 14 dB entsteht nicht nur bei einem Geradschliffstecker, sondern auch bei einem unterbrochenen physikalischen Kontakt, wodurch eine Geisterreflexion bewirkt wird. Deshalb lässt sich aus Geisterbildern auf mangelhafte Steckverbindungen schließen. Die Geisterreflexion entsteht erst, wenn die Strecke das zweite Mal durchlaufen wird. Deshalb ist die Geisterkurve gegenüber der Originalkurve zeitlich verschoben (Bild ). Das Messgerät bildet die Summe aus richtiger Messkurve sowie Geisterkurve und bringt diese zur Anzeige. Dort, wo die Geisterkurve eine hohe Spitze aufweist (starke Reflexion) und die Originalkurve durchstößt, entsteht ein Geist auf der Rückstreukurve. Die Geister treten in regelmäßigen Abständen auf, die sich aus dem Abstand der beiden Reflexionen ergeben. Liegt die erste Reflexion am Streckenanfang und die zweite Reflexion am Ende der Strecke, dann entsteht der Geist außerhalb der eigentlichen Rückstreukurve - nämlich bei der doppelten Streckenlänge - und würde die Rückstreukurve nicht stören. Ein weiteres wichtiges Merkmal des Geistes ist die Tatsache, dass er keine Dämpfung im Rückstreudiagramm bewirkt, wie Bild plausibel darstellt. Bild zeigt den Unterschied zwischen Geist und Steckerreflexion. Geister können bei unterbrochenem physikalischen Kontakt, mangelhaftem Steckerschliff, bei zerkratzten oder verschmutzten Steckerstirnflächen oder bei Toleranzen der Stecker und Kupplungshülsen auftreten. Geister weisen auf hohe Reflexionen hin. Sie sind in Systemen störend, in denen hohe Reflexionsdämpfungen gefordert werden (digitale Systeme mit hohen Bitraten, analoge Systeme, DWDM-Systeme mit DFB-Lasern). Rückfließende Leistungen beeinflussen das Emissionsverhalten des Lasers. Im LAN-Bereich, wo rückwirkungsunempfindliche Sender zum Einsatz kommen, stören Leistungsrückflüsse nicht. Dennoch empfiehlt es sich auch hier, den Ursachen der Geister auf den Grund zu gehen: Steckerstirnfläche mit Fasermikroskop betrachten, gegebenenfalls reinigen, nacharbeiten oder den Stecker auswechseln. Schnelle und kostengünstige Streckenqualifizierung Gewöhnlich werden Strecken im „Inhouse“- Bereich durch eine Dämpfungsmessung und/oder durch eine Rückstreumessung charakterisiert. Der Nachteil der Dämpfungsmessung besteht darin, dass die Streckenlänge nicht gemessen werden kann. Diese Angabe wird heute jedoch zunehmend gefordert, insbesondere für den Nachweis der erbrachten Leistung (Erfassung des Aufmaßes). Mit der Rückstreumessung lassen sich die Strecken- a a a dB = + ( ) = 0 5 0 02 12 21 , , Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 5 394 FÜR DIE PRAXIS Kommunikationstechnik LWL-Länge Dämpfung Stecker Geist Endreflexion reale Kurve Geisterkurve 0 100 200 Entstehung des Geistes auf der Rückstreukurve 100 m Stecker aR1 aR2 Anordnung zur Simulation von Geisterbildern Tafel Gegenüberstellung der beiden Beispiele 1. Beispiel 2. Beispiel hin 0 dBm 0 dBm zurück -35 dBm -14 dBm hin -70 dBm -49 dBm zurück -105 dBm -63 dBm kein Geist ist Geist wahrscheinlich EP0506-392-395 20.04.2006 16:01 Uhr Seite 394 längen ermitteln, jedoch ist die Messtechnik relativ teuer. Wird aus Kostengründen auf eine bidirektionale Messung verzichtet, kann es außerdem zu Verfälschungen bei der Dämpfungsmessung kommen. Ist die Strecke relativ kurz oder es sind wenige Ereignisse auf der Strecke, ist eine ortsaufgelöste Messung nicht erforderlich. Das betrifft insbesondere Strecken im Inhouse-Bereich. Mit einem bidirektionalen optischen Dämpfungs- und Rückflussdämpfungs-Messplatz (bestehend aus einem Messgeräte-Pärchen) (Bild ) sind Strecken schnell und kostengünstig charakterisierbar und Parameter wie · Dämpfung einer LWL-Verbindung für beide Richtungen und mehrere Wellenlängen, · optische Rückflussdämpfung für beide Richtungen, mehrere Wellenlängen und · Streckenlänge ermittelbar. Zunächst erfolgt eine interne Referenzbildung und die Eingabe der Brechzahlen, gegebenenfalls der Anzahl von Steckern und Spleißen. Dann werden die beiden identischen Messgeräte über die zu messende Faser miteinander verbunden. Die Geräte tauschen ihre Referenzdaten über die zu messende Faser aus. Ein Abgleich der Messgeräte kann so unmittelbar vor der Messung erfolgen. Ein Treffen der Anwender vor der Messung zum Aufnehmen der Referenzwerte ist nicht erforderlich. Mit einem Talk-Set ist es möglich, während der Messung, über eine separate Faser miteinander zu kommunizieren. Die Messzeit ist sehr gering - typisch sind 15 s. Nach Abschluss der Messungen erfolgt eine bidirektionale Auswertung. Insbesondere wird der Mittelwert der Dämpfungen berechnet. Dann wird mit der zu erwartenden Dämpfung verglichen und eine Meldung erstattet („ok“ oder „Fehler“). Die entsprechenden Fasernormen sind hinterlegt. Die Datensätze werden gespeichert und können an einen PC zur Auswertung übertragen werden. Über die gemessene Strecke wird ein Protokoll unter Berücksichtigung der gültigen Standards ausgestellt. Weitere Messgrößen In modernen LWL-Systemen können eine Reihe weiterer Messungen erforderlich sein [4]. Leistungsmessung. Eine Leistungsmessung kann erforderlich sein, um die Ausgangsleistung des Senders oder die Empfindlichkeit der Empfänger zu überprüfen. Hierfür ist keine gesonderte Messtechnik erforderlich. Es kommt der Leistungsmesser des Dämpfungsmessplatzes zum Einsatz. Spektrum. Bei Übertragung vieler Wellenlängen gleichzeitig über einen einzigen Lichtwellenleiter (Wellenlängenmultiplex) ist die Messung mit einem optischen Spektrumanalysator (OSA) (Bild ) erforderlich. Dieses Messgerät ist in der Lage, das Licht in seine einzelnen Wellenlängenanteile zu zerlegen. Dispersion. Mit zunehmender Bitrate kann die Dispersion im Lichtwellenleiter Probleme bereiten. Ab Bitraten 10 Gbit/s kann es erforderlich sein Singlemode-LWL bezüglich der chromatischen Dispersion (CD) bzw. bezüglich der Polarisationsmoden-Dispersion (PMD) zu charakterisieren. Das erfolgt mit einem CD- bzw. PMD-Messplatz (Bild ). Bitfehlerrate. Der Bitfehlerraten-Messplatz ist ein Gerät zur Messung der Übertragungsqualität über die Strecke. Es wird die Anzahl der Bitfehler im Verhältnis zur Gesamtzahl der übertragenen Bits gemessen. Literatur [1] Eberlein, D.: Leitfaden Fiber Optic, Dr. M. Siebert Gmb H, 2005, 1. Auflage [2] Eberlein, D.: LWL-Messtechnik, Elektropraktiker, Berlin, 60(2006)4. S. 302-305 [3] Eberlein, D.: Lichtwellenleiter-Technik. Grundlagen - Verbindungs- und Messtechnik - Systeme - Trends, Expert-Verlag, Renningen, 2006, 6. Auflage [4] Eberlein, D.: Dichtes Wellenlängenmultiplex., Dr. M. Siebert Gmb H, 2003, 1. Auflage Elektropraktiker, Berlin 60 (2006) 5 395 a) Geist, b) Steckerreflexion Bidirektionaler Dämpfungs- und Rückflussdämpfungs-Messplatz Quelle: Noyes/Opternus Optischer Spektrumanalysator Quelle: Yokogawa PMD-Messplatz Quelle: Exfo EP0506-392-395 20.04.2006 16:01 Uhr Seite 395
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Autor
- D. Eberlein
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