Der 8. Mai 2016 war für die deutschen Ökostromproduzenten ein historisches Ereignis. Zwischen 10:30 Uhr und 16:15 Uhr wurden durchschnittlich 88 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien bezogen. Rekord!
Mehrere günstige Bedingungen kamen zusammen. Der Tag war sonnig und gleichzeitig windig, für die Erzeugung von Solar- und Windenergie ist das optimal. Zwischen 5. Mai (Himmelfahrt) und 8. Mai (Sonntag) nahmen viele Leute Urlaub, was den Stromverbrauch gegenüber einer Arbeitswoche senkte. Andererseits wurde am 8. Mai mehr Strom verbraucht als an Wochenenden üblich. Es war also kein Minimalstrom-Wochenende.
Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme erfasst die tägliche Stromproduktion Deutschlands. Für den 8. Mai, 13 Uhr, zeigt die Übersicht 52,6 Prozent Solarenergie und 28,1 Prozent Windenergie = 80,7 Prozent. Addiert man Biomasse und Wasserkraft, steigt der Anteil erneuerbarer Energie auf 96,4 Prozent.
Zur selben Zeit wurden 25,6 Prozent des Stroms exportiert. Das entspricht etwa der Produktion der Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke.
Stromproduktion am 8. Mai 2016, 13 Uhr (Quelle: Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme) (zum Vergrößern hier klicken)
Für die Betreiber herkömmlicher Kraftwerke war der 8. Mai kein Freudentag. Ihre Anlagen werden zwar heruntergeregelt, wenn der Strombedarf sinkt, sie lassen sich aber nicht beliebig aus- und wieder einschalten. Sie produzierten deshalb am 8. Mai Strom, den keiner brauchte. Um ihn loszuwerden, zahlten die Kraftwerksbetreiber bis zu 13 Cent je kWh an der Leipziger Strombörse.
Portugal auf dem Weg zur Ökostrom-Nation
Kein europäischer Staat baut seine erneuerbaren Energien so konsequent aus wie Portugal. Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung war der Zeitraum zwischen 7. Mai, 6:45 Uhr, und 11. Mai, 17:45 Uhr. Mehr als 100 Stunden lang bezog das Land ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien. Rekord!
Beeinflusst wurde der Rekord vom Wetter. Viel Wind und Regen sorgten dafür, dass Windräder und Wasserkraftwerke optimale Ergebnisse liefern konnten. Doch genau dafür investiert man schließlich in Windenergie und Wasserkraft.
Portugal ist trotzdem nicht auf günstige Wetterlagen angewiesen. 2015 betrug der Anteil der erneuerbaren Energie am gesamten Energiebedarf des Landes 48 Prozent. Das Ziel liegt bei 100 Prozent.
Der portugiesische Ökostrom-Rekord war den meisten deutschen Medien keine Zeile wert. Bis auf Stern, Neues Deutschland und eine Handvoll Fachmagazine schwieg sich der Rest aus.
Wir verschweigen nichts, auch nicht den letzten Stand aus Berlin:
Die deutsche Regierungskoalition einigte sich in dieser Woche darauf, maximal 45 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbarer Energie zu beziehen.
Energiewende in Deutschland: Ersetzen Sie Moe Szyslak durch Sigmar Gabriel und "die Kinder" durch E.ON, RWE, EnBW oder Vattenfall (Video: Die Simpsons, Staffel 9, Episode 25: Die Gefahr, erwischt zu werden)
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