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Elektrotechnik | Motoren und Antriebe

Schaltspiele bei der Gebrauchskategorie AC 3

ep5/2010, 2 Seiten

In der Norm VDE 0660-102 heißt es in Tabelle 1 (Gebrauchskategorien), dass Geräte der Gebrauchskategorie AC3 maximal fünf Mal pro Minute und höchstens zehn Mal innerhalb von zehn Minuten geschaltet oder betätigt werden dürfen. Wie kann ich beispielsweise bei einer Stern-Dreieck-Motorschaltung gewährleisten, dass die Anzahl der zulässigen Schaltspiele eingehalten wird? Gibt es technische Möglichkeiten, um diese Norm einzuhalten, wenn die Maschine nicht durch eine SPS-Steuerung geschaltet wird, sondern durch einen Menschen im sogenannten "Handbetrieb".


In den Betriebsmittelnormen, z. B. in der zitierten DIN EN 60947-4-1 (VDE 0660- 102) [1], wird immer nur das festgelegt, was ein elektrisches Betriebsmittel mindestens erfüllen muss, beispielsweise wie oft es ohne Schaden geschaltet werden können muss. Bei der genannten Gebrauchskategorie AC 3 ist festgelegt, dass diese Gebrauchskategorie nicht für ständigen Tippbetrieb bzw. nicht für häufiges Ausschalten in kurzen Zeitabständen geeignet ist.

In der Praxis ergeben sich aber meist keine Probleme, weil die Geräte der Hersteller vielfach mehr vertragen können als die Mindestforderung der VDE-Bestimmungen verlangen. Nur wird diese „Reserve“ von den Herstellern nicht angegeben, da das von vielen Faktoren abhängig ist, z. B. ob die Schütze mit ihrem Bemessungsstrom betrieben werden oder – wie es meistens der Fall ist – mit wesentlich kleineren Strömen. Das heißt, die Schütze sind oftmals sowieso überdimensioniert.

Außerdem muss ich gestehen, dass ich kaum Fälle kenne, in denen diese normativen „Schaltspiele“ – fünf mal pro Minute – überschritten werden, insbesondere bei einem Stern-Dreieck-Anlauf. Selbst die zehn Ausschaltungen (und auf die Ausschaltungen und den damit zusammenhängenden Ausschaltstrom kommt es an) in zehn Minuten dürften beim Stern-Dreieck-Betrieb normalerweise schon aus praktischen Gründen nicht überschritten werden.

Sollten jedoch – aus welchen Gründen auch immer – diese Schaltspiele häufig/immer überschritten werden, dann macht es sicher keinen Sinn, für den „Handbetrieb“ durch technische Maßnahmen eine Begrenzung vorzusehen, weil das wahrscheinlich sehr aufwendig werden würde. In solchen Fällen dürfte also die Auswahl der Schütze nach AC 4 die bessere Methode sein. Allerdings gibt es nach meiner Auffassung keine besonderen AC-4- Schütze. Vielmehr geben die Hersteller lediglich eine geringere Bemessungsleistung/Bemessungsausschaltleistung für die „normalen“ AC-3-Schütze an, sodass damit der Tippbetrieb realisiert werden kann oder häufigeres Schalten im Stern-Dreieck-Betrieb möglich ist.

Quellen

DIN EN 60947-4-1 (VDE 0660-102):2006-04 Niederspannungsschaltgeräte; Teil 4-1: Schütze und Motorstarter – Elektromechanische Schütze und Motorstarter.


Autor
  • W. Hörmann
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