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Leitungsanschlüsse mit gebogenen Ösen

ep8/2017, 3 Seiten

Als Errichter von Elektroanlagen biegen wir zum Anschließen eindrähtiger Erdungsleitungen stets Ösen. Jetzt schreibt uns ein Kunde: „[...] gemäß DIN VDE sind Erdungsleiter stets so zu bemessen, dass die leitenden Querschnitte ausreichend, die Verbindungsstellen elektrisch leitend und mechanisch zuverlässig sind. Aufgrund der geringen Kontaktfläche der Erdungsleiter mit der Öse findet eine erhebliche Reduzierung der leitenden Oberfläche statt, was die Stromtragfähigkeit der Erdung deutlich verringert. Dies kann als Äquivalent zu einer Verringerung des Leiterquerschnitts angesehen werden. Eine mechanische Zuverlässigkeit ist hier ebenfalls keineswegs gewährleistet [...] Eine zu fest gezogene Schraube bewirkt eine Quetschung des Kabels, was wiederum mit einer Veränderung des Querschnitts einhergeht [...] Eine solche Bearbeitung der Erdungsleitungen ist weder Norm- noch Herstellerkonform.“ Der Kunde möchte nun, dass wir diese eindrähtigen Leitungen mit Kabelschuhen versehen. Mir ist keine Vorschrift bekannt, die das Ösenbiegen verbietet. Sind Kabelschuhe wirklich so viel besser? Ich bin auch der Meinung, dass bei Kabelschuhen eine spätere Kontrolle/Revision schlechter durchzuführen ist, als bei sauber gebogenen Ösen.


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Vorweg. Ich wundere mich stets über Forderungen (hier vom Kunden des Anfragenden aufgestellt), die sich pauschal auf VDE-Bestimmungen beziehen. Leider häufen sich solche Pauschalaussagen in letzter Zeit. Selbst Sachverständige treffen solche ungenauen Angaben. Es sollte doch möglich sein, normativ (mit Bezug auf entsprechende Normen und Normenabschnitte) begründete Beanstandungen vorzugeben.

Konkret. Ich kann dem Anfragenden versichern, dass es in den VDE-Bestimmungen der Normen der Reihe DIN VDE 0100 (VDE 0100) ein solches Verbot, für einen Anschluss eines Massivleiters mit Ösen, nicht gibt.

Als positiv könnte man Aussagen in anderen Normen bezeichnen, so z. B. in DIN VDE 0618-1 (VDE 0618-1) [1]. Hier gibt es im Abschnitt 3.2.5 folgenden Hinweis: „Klemmstellen müssen das Klemmen ohne besonderes Herrichten des oder der Leiter ermöglichen. Anmerkung: Der Ausdruck ,besonderes Herrichten‘ umfasst das Verwenden von Kabelschuhen, das Biegen von Ösen usw. [...]“.

Auch in DIN VDE 0611-4 (VDE 0611-4) [2] gibt es eine analoge Aussage. So heißt es unter 3.1.6: Mehrstöckige Verteiler-Reihenklemmen müssen das Klemmen ohne besonderes Herrichten der Leiter ermöglichen. Der Ausdruck ,besonderes Herrichten‘ umfasst das Verwenden von Kabelschuhen, das Biegen von Ösen usw. [...]“ Und es gibt noch mehrere Normen mit analogen Aussagen.

Das heißt zwar nicht, dass Ösen gebogen werden müssen, aber zumindest wird eine solche Anschlussart nicht ausgeschlossen.


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Quellen

DIN EN 60947-1 (VDE 0660-100):2015-09 Niederspannungsschaltgeräte – Teil 1: Allgemeine Festlegungen.

DIN VDE 0100-540 (VDE 0100-540):2012-06 Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 5-54: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel – Erdungsanlagen und Schutzleiter.

DIN VDE 0611-4 (VDE 0611-4):1991-02 Niederspannungs-Schaltgeräte – Mehrstöckige Verteiler-Reihenklemmen bis 6 mm2.

DIN VDE 0618-1 (VDE 0618-1):1989-08 Betriebsmittel für den Potentialausgleich – Potentialausgleichsschiene (PAS) für den Hauptpotentialausgleich.


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Indirekte Kraft


Direkte Kraft

Autor
  • W. Hörmann
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