Erden und Kurzschließen eines Transformators
Das ist richtig: Direkte und starre Sternpunkterdung sind identisch. Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung (NOSPE) sind natürlich nicht direkt (starr) geerdet.
Leider unterscheidet DIN EN 61230 (VDE 0683-100)[2] nur zwischen mit und ohne direkte Sternpunkterdung.
In besagter Leseranfrage [1] wurde die Anwendung von EuK-Vorrichtungen in NOSPE-Netzen erwähnt und diese dabei den starr geerdeten SSPE-Netzen zugeordnet. Damit sollte einer leichtfertigen Gleichstellung mit den Netzen ohne direkte Sternpunkterdung durch den Anwender vorgebeugt werden. Äquivalent lassen sich hinsichtlich der Beanspruchung des Erdseils auch die in der Norm nicht ausdrücklich erwähnten RSPE-Netze natürlich den Netzen ohne direkte Sternpunkterdung zuordnen. Im Unterschied nämlich zu den RSPE- oder OSPE-Netzen, bei denen im Erdschlussfall bestenfalls einige 10 A zum Fließen kommen, liegen Erdfehlerströme jedoch bei NOSPE im Bereich einiger Kiloampere, die im Fall einer Fehlhandlung über das Erdseil der EuK-Vorrichtung fließen würden.
Natürlich steht es dem Betreiber frei, auch in NOSPE-Netzen EuK-Vorrichtungen mit querschnittsgeminderten Erdseilen einzusetzen, wenn er über die Betriebszeit sicherstellen kann, dass deren Dimensionierung ausreichend ist. Dazu gibt es in DIN EN 61230 (VDE 0683-100)[2] beispielhafte Berechnungen etwa im Anhang C.
Leider habe ich in meiner Praxis vielfach erleben müssen, dass nach Netzumstellung von RSPE auf NOSPE die EuK-Vorrichtungen nicht mehr den geänderten Anforderungen genügten. Und das nicht nur in Ortsnetzstationen!
Quellen
Schmidt, F.: Erden und Kurzschließen eines Transformators; Leseranfragen; Elektropraktiker, Berlin 70 (2016) 2, S. 104.
DIN EN 61230 (VDE 0683-100):2009-07 Arbeiten unter Spannung Ortsveränderliche Geräte zum Erden oder Erden und Kurzschließen.
- F. Schmidt