EMV-Anforderungen beim Schaltschrankbau
Begrifflichkeiten. Zunächst ein Hinweis, der sicher von allgemeinem Interesse ist, da das Thema „Elektromagnetische Verträglichkeit“ vielfach noch als eine „freundliche Aufforderung“ verstanden und von Nicht-Fachleuten leider häufig falsch interpretiert wird. Bei der Fülle von Begriffen und Abkürzungen zu dem Thema EMV sind die entsprechenden Definitionen zu beachten, weil es sehr schnell zu Missverständnissen kommen kann. In der Anfrage wird u. a. ausgeführt:
„… gewinnt die Vermeidung von Elektrosmog, d. h. elektromagnetische Verträglichkeit, immer mehr an Bedeutung.“
Doch die beiden Begriffe „Elektrosmog“ und „Elektromagnetische Verträglichkeit“ können so nicht gleichbedeutend verwendet werden. Der Begriff „Elektrosmog“ wird oft in der Umgangssprache als Bewertung für elektrische und elektromagnetische Felder verwendet. Damit wird bewertend durch das Wort „Smog“ zum Ausdruck gebracht, dass diese Felder schädigend auf Menschen, Tiere und Umwelt einwirken. Da jedoch die Erkenntnisse und Zusammenhänge wesentlich komplexer sind, kommt in Wissenschaft und Technik der nicht wertende Begriff „Elektromagnetische Umweltverträglichkeit“ (EMVU) zur Anwendung. Der Begriff Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) ist anders besetzt und beschreibt Anforderungen im Zusammenwirken elektrischer Geräte innerhalb einer elektromagnetischen Umgebung. Wobei uns bewusst sein muss, dass ein großer Teil der Elektromagnetischen Unverträglichkeiten auf „leitungsgebundene Störungen“ zurückzuführen sind!
Die Formulierung dieser Anfrage zeigt, dass dem Anfragenden die technischen und physikalischen Zusammenhänge bekannt sind. Wir „verstecken“ uns aber allzu häufig hinter wirtschaftlichen Argumenten – sprich Kosten und Preise – wenn wir meinen, dass die EMV in Schaltanlagen nicht realisierbar sei. Aber mit zunehmenden Problemen wird es auch immer mehr EMV-gerechte Lösungen für bestimmte Anwendungen geben (müssen), da die durch „Unverträglichkeiten“ verursachten Kosten steigen.
Sicherheitsziele. Im Zusammenhang mit dem Thema EMV wird es niemals fertige Antworten in Normen oder Vorschriften geben. Umso wichtiger ist es, die Sicherheitsziele zu verstehen und dann mit dem Wissen um entsprechende Lösungen und Zusammenhänge einen erträglichen Betrieb zu ermöglichen. Dazu ein kurzer Blick in das EMVG [1]:
Quellen
EMVG Gesetz über die elektromagnetische Verträglichkeit von Betriebsmitteln vom 26. Februar 2008 (BGBl. I S. 220), zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2409).
DIN EN 60439-1 (VDE 0660-500-1), VDE 0660- 500:2000-08 Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen Teil 1: Typgeprüfte und partiell typgeprüfte Kombination.
DIN EN 61439-1 (VDE 0660-600-1):2010-06 Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen Teil 1: Allgemeine Festlegungen.
DIN EN 61439-2 (VDE 0660-600-2):2010-06 Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen Teil 2: Energie-Schaltgerätekombinationen.
DIN VDE 0298-4 {VDE 0298-4):2003-08 Verwendung von Kabeln und isolierten Leitungen für Starkstromanlagen Teil 4: Empfohlene Werte für die Strombelastbarkeit von Kabeln und Leitungen für feste Verlegung in und an Gebäuden und von flexiblen Leitungen.
- G. Budde