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Energiewende: Jahresbericht der Bundesnetzagentur

Stromtrassen verteuern Netzentgelte

09.05.2017

Beim Dauerstreit um die neuen Stromtrassen zeichnet sich eine Entspannung ab. Die Bundesnetzagentur glaubt an die Einhaltung des Zeitplans. Schlechte Nachrichten gibt es für die Stromverbraucher – sie bezahlen den Trassenbau.

Fortschritte beim Ausbau der Stromnetze

Die drei großen Stromtrassen für den Transport von Windstrom nach Bayern und Baden-Württemberg sollen nach den Planungen der Bundesnetzagentur fristgerecht bis 2025 fertig werden. „Wir legen ein erhebliches Tempo vor. Bis 2025 sollten sie – wenn es irgend geht – stehen“, sagte der Chef der Bonner Behörde, Jochen Homann, bei der Vorstellung seines Jahresberichts 2016. Für zentrale Projekte der Energiewende habe die Beteiligung der Öffentlichkeit begonnen. Die Veranstaltungen für Bürger und Betroffene sollten bis zu den Sommerferien abgeschlossen sein.

Neue Trassen von Nord nach Süd

Konkret geht es um die rund 700 Kilometer lange Südlink-Trasse von Brunsbüttel nach Großgartach bei Heilbronn und Grafenrheinfeld in Bayern sowie Südostlink von Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt zum Netzpunkt Isar nordöstlich von Landshut. Hinzu kommt eine mehr als 600 Kilometer lange Leitung im Westen. Sie soll Nordsee-Strom von Emden über Osterath in Nordrhein-Westfalen bis Philippsburg in Baden-Württemberg transportieren soll.

Teurer Sonderwunsch für Bayern

Auf Druck der CSU hatte die Bundesregierung nach kontroversen Debatten beschlossen, die Leitungen überwiegend unter der Erde zu verlegen. Die Mehrkosten dafür gehen in die Milliarden. Bezahlen müssen die sogenannten Netzentgelte die Verbraucher. „Der Anteil der Netzentgelte am Strompreis wird weiter steigen“, prognostizierte Homann. Zudem seien ohne ausreichend dimensionierte Stromnetze immer wieder teure Noteingriffe der Netzbetreiber nötig. Sie hätten 2015 insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro gekostet, 2016 dank günstigen Wetters und der Fertigstellung der Thüringer Strombrücke etwas weniger. Es sei aber keine Trendwende erreicht.

Umstrittene Kraftwerksreserve bleibt bestehen

Bis die Stromleitungen in Betrieb gehen, werde weiterhin die Netzreserve benötigt, um das deutsche Stromnetz in kritischen Situationen stabil zu halten. Die Analysen für den Winter 2017/2018 zeigen einen Bedarf an Reserveleistung in Höhe von 10.400 Megawatt. Ein guter Teil des neuen Bedarfs geht auf einen erhöhten Sicherheitsstandard zurück, den die Bundesnetzagentur bei der Berechnung angelegt hat. Er kann weitestgehend aus dem Bestand an Netzreservekraftwerken gedeckt werden. Hierzu zählen Kraftwerke aus Deutschland mit 5.700 Megawatt Kapazität und bereits kontrahierte Kraftwerke aus dem Ausland mit 3.100 Megawatt Kapazität. Allerdings gibt es Zweifel an diesen Berechnungen. Die Reserve ist nach Aussagen anderer Experten überflüssig – zumal sie ebenfalls zu den sehr hohen Energiekosten in Deutschland beiträgt: Bezahlt wird die Kraftwerksreserve vom Stromverbraucher. 

Autor
Name: Olaf Tost