Aus dem Facharchiv: Leseranfrage
Steckdosen prüfen in Nassbereichen
Wie sind die Abschaltbedingungen von RCDs mit 500 mA bei ausgetauschten Steckdosen in Nassbereichen zu gestalten und zu dokumentieren?
Frage:
Eines unserer größten Probleme liegt im Austausch von defekten Steckdosen beispielsweise in Nassbereichen unserer betreuten Einrichtungen. Leider haben viele Vermieter keine Feuchtraum-Steckdosen installieren lassen, sodass die Unterputzeinsätze regelmäßig und in kurzen Abständen durch den reichlichen Gebrauch von Wasser im Rahmen täglicher Reinigungsmaßnahmen korrodieren. Hierbei sind diese Stromkreise oftmals nur mit RCDs mit 500 mA „geschützt“. Wie soll/muss man die Abschaltbedingungen, nach dem Auswechseln der Steckdosen, kontrollieren und dokumentieren?
Antwort:
Zur Beantwortung der Frage habe ich mich telefonisch mit dem Anfragenden in Verbindung gesetzt. Es handelt sich um angemietete Flächen von Einrichtungen, in denen Personen untergebracht werden.
Grundsätzlich ist die geschilderte Vorgehensweise nicht tolerabel. Steckdosen in Nassbereichen müssen für die Verwendung geeignet sein. Das ist normativ mindestens seit 1984 mit IP1X bzw. IP4X gefordert und ergibt sich auch, wie der Anfragende bereits geschrieben hat, aus den betrieblichen Erfahrungen.
Ebenso fragwürdig ist der Umgang mit RCDs. Die angesprochenen 500-mA-RCD sind nicht für einen zusätzlichen Personenschutz gedacht, sondern nur zur Einhaltung der Abschaltzeit. Der zusätzliche Schutz über RCD mit 30 mA ist auch schon seit 1984 für alle Steckdosen in Räumen mit Badewannen und Duschen vorgeschrieben.
Insbesondere, da die Nutzer der Anlage Schutzbefohlene sind, sehe ich akuten Handlungsbedarf. Die aktuelle Situation wäre für mich nicht hinnehmbar.
Zur Vertiefung sei auf die Leseranfrage „Sind Vermieter auch Unternehmer“ [1] und den Fachbeitrag „Nachrüstung von RCDs“ [2] verwiesen.
Prüfen und dokumentieren. Im Grunde sind nach einem Austausch der Steckdosen die gleichen Prüfschritte durchzuführen wie bei jedem anderen Betriebsmitteltausch. Ich beschränke mich im kurzen Rahmen der Leseranfrage auf die notwendigen Messungen:
Nachweis der Niederohmigkeit des Schutzleiters. Die Messung ist aus meiner Sicht hier besonders wichtig nach einem Steckdosen-Tausch, um sicher nachzuweisen, dass der Schutzleiter zweifelsfrei auch angeklemmt ist. Die Messung kann nicht durch andere Messungen, bei denen der Schutzleiter benutzt wird, ersetzt werden.
Isolationsmessung. Hier sind alle Leiter gegen alle Leiter zu messen – beim Einbau von Unterputz-Steckdosen kann schnell ein Leiter beschädigt werden, was mit dieser Messung erkannt wird.
Schleifenimpedanz/Netzinnenwiderstand. Diese Messungen sind normativ hier nicht notwendig. Trotzdem sind sie sehr sinnvoll, um alle Klemmen zu Prüfen. Die Messungen sollten auch durchgeführt werden, um eine thermische Überlastung im Kurzschlussfall ausschließen zu können (siehe DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430) [3]). Im Grunde müsste dies ja schon bei der damaligen Anlagenerrichtung nachgewiesen worden sein, ich würde dies jedoch auf jeden Fall mit bewerten wollen und ggf. das Schutzorgan anpassen.
RCD-Prüfung. Der RCD muss einmal auf Abschaltzeit geprüft werden, die Messung des Auslösestromes ist auch sehr zu empfehlen.
Dokumentation. Es ist Stand der Technik, alle Messergebnisse zu dokumentieren. Dies muss nicht unbedingt in Papierform sein (z. B. auf dem aktuellen ZVEH-Prüfprotokoll), sondern kann auch schon mittels digitaler Lösungen erfolgen. Die Erstellung eines Prüfprotokolls mit den Ergebnissen der einzelnen Prüfschritte ist verpflichtend.
Autor: M. Lochthofen
Literatur
[1] Euler, S.; Hardt, H.: Sind Vermieter auch Unternehmer? Leseranfragen, Elektropraktiker, Berlin 73 (2019) 9; S. 688 689.
[2] Lochthofen, M; Hardt, H.; Daniels, F.: Nachrüstung von RCDs in Steckdosenstromkreisen Gesundheitsschutz geht immer vor Bestandsschutz; Elektropraktiker, Berlin 73 (2019) 12; S. 972 973.
[3] DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430):2010-10 Errichten von Niederspannungsanlagen Teil 4-43: Schutzmaßnahmen Schutz bei Überstrom.
Dieser Artikel wurde unserem Facharchiv entnommen.