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Regenerative/Alternative Energien | Photovoltaik | Windkraftanlagen

Erneuerbare Energien: Strom aus der Sahara

Solarstrom für die ganze Welt

26.04.2017

Mit dem Projekt Desertec sollte die Sahara zum größten Solarstromerzeuger aufsteigen. Desertec ist gescheitert, doch die Frage bleibt interessant: Lässt sich die ganze Welt mit Solarstrom aus einer Wüste versorgen? Oder mit einem einzigen Windpark?

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Sauberer Strom in jedem Land

Für Desertec gingen Großkonzerne und -banken wie ABB, ACWA Power, Deutsche Bank, E.On, First Solar, HSH Nordbank, Munich Re, RWE und UniCredit eine Energiepartnerschaft ein. Nicht die Konkurrenz um lukrative Strommärkte sollte das Ziel sein, sondern die Energieversorgung für die gesamte Menschheit — verbunden mit einem guten Geschäft. Stromerzeugung und -transport aller Länder wären miteinander verknüpft. Ein gewaltiges Stromnetz würde die Anlagen für Wind-, Wasser- und Sonnenenergie weltweit miteinander verbinden. Die fossilen Energieträger sollten vollständig durch erneuerbare Energien abgelöst werden. Ein Kernpunkt dieser Planungen war die Wüste Sahara. Doch genau davor warnten Kritiker. Der Bau riesiger Sonnenwärmekraftwerke in der nordafrikanischen Wüste würde die Energieversorgung vieler Staaten von einer politisch instabilen Region abhängig machen. Denn die Wüste ist kein Niemandsland. Territoriale Ansprüche anderer Regierungen oder politischer bzw. religiöser Gruppierungen würden wachsen, je erfolgreicher die Sonnenwärmekraftwerke betrieben werden. Zusätzlich muss die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) vor Anschlägen geschützt werden. Wie leicht sich Stromleitungen zerstören und ganze Regionen von der Energieversorgung abschneiden lassen, verdeutlichte die Sprengung der Strommasten auf ukrainischem Territorium. Sie hatte Ende 2015 einen totalen Blackout auf der Halbinsel Krim zur Folge. Der arabische Frühling schien die Kritiker zu bestätigen. Die Abhängigkeit der Energieversorgung von Staaten mit fragilen politischen Systemen wurde zum Problem. Mit jeder neuen Revolte in Nordafrika sank die Wahrscheinlichkeit, dass Desertec jemals realisiert wird. Das Megaprojekt schrumpfte zu einem überschaubaren Consulting-Unternehmen. Statt in der Sahara gigantische Sonnenwärmekraftwerke zu errichten, begnügen sich die letzten Akteure mit Beratungsleistungen für afrikanische Regierungen. 

Effizient und kostengünstig

Das Scheitern von Desertec ist kein Grund, die Sahara als Standort für die weltweite Energieversorgung aufzugeben. Nirgendwo sind die Bedingungen idealer als in der Wüste.  In Nordafrika ist die Erzeugung von Solarenergie wesentlich effizienter als in Europa. Mit der gleichen Solartechnologie lässt sich in der Wüste doppelt so viel Strom erzeugen wie im sonnenreichen Spanien oder Italien.  Bei der Übertragung mit HGÜ-Leitungen entsteht ein Verlust von 3 Prozent je 1.000 Kilometer. Für den Energietransport von Afrika nach Europa werden Verluste zwischen 10 und 15 Prozent kalkuliert. Das ist ökonomisch und ökologisch vertretbar — bereits jetzt sind fünf HGÜ-Leitungen zwischen Nordafrika und Spanien bzw. Italien in Betrieb. Die Kosten für die Stromerzeugung mit Sonnenwärmekraftwerken in der Sahara könnten nach Berechnungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) bis 2040 auf 0,040 Euro/kWh sinken. Die Transportkosten mittels HGÜ-Leitungen reduzieren sich laut DLR ab 2030 auf 0,010 Euro/kWh.


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Autor
Name: Jürgen Winkler