Fernseher für 11,96 Euro im Monat
Eine Waschmaschine für 9,99 Euro im Monat oder der 40-Zoll-Flat-TV für 11,96 Euro – große Einzelhändler testen zurzeit ein neues Geschäftsmodell. Elektroartikel und Haushaltsgeräte werden nicht mehr nur zum Kauf angeboten, sondern auf Wunsch auch vermietet. Media Markt und Otto sind die Vorreiter des Modells.
„Es gibt gerade bei jungen Leuten einen Trend weg vom Kaufen hin zum Mieten, zur sogenannten Sharing Economy. Bisher wurde das vor allem mit Bezug auf Autos diskutiert, aber die Möglichkeiten in diesem Bereich sind viel größer, wie sich hier zeigt“, meint Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Bisher handelt es sich dabei um Tests.
Unternehmen überzeugt von der Idee
„Die Idee, Produkte auf Zeit zu besitzen und lediglich zu mieten, hat in Deutschland ein neues Level erreicht. Es ist jetzt der richtige Moment, die Bereitschaft der Konsumenten für Mietangebote zu testen“, sagt Marc Opelt, Otto-Bereichsvorstand im Vertrieb.
Die Angebote richten sich nach Firmenangaben an Studenten, junge Familien mit Kindern oder auch Technikfreaks, die stets das neueste Gerät haben wollen. Die Preise variieren dabei je nach Mietobjekt und Mietdauer.
Mitte Dezember 2016 startete Otto seinen Mietservice, im Januar 2017 folgte Media Markt mit dem Angebot „Miet mich!“. 500 Produkte, vom Smartphone über Drohnen bis hin zu Waschmaschinen, bietet das Unternehmen seinen Kunden. Mittelfristig wäre es denkbar, das Angebot auf den stationären Handel auszuweiten, heißt es im Unternehmen.
Media Markt arbeitet mit dem Berliner Start-up Grover zusammen, das schon seit etwa zwei Jahren Geräte zum Mieten anbietet. Gründer Michael Cassau sieht in dem Geschäftsmodell eine große Chance. „Damit werden neue Zielgruppen erschlossen, Konsumentscheidungen beschleunigt und dadurch der Absatz gefördert.“
Kompromisse für Konsumenten
Die Auswahl der Geräte ist bislang überschaubar. Wer einen bestimmten Artikel sucht, muss mitunter viel Glück haben, um es im Angebot zu finden. Zudem sind die gemieteten Geräte selten neu. Anlieferung und Abholung übernehmen jedoch die Händler, und bei defekten Geräten wird ein kostenloser Reparaturservice angeboten.
Branchenkenner Heinemann erwartet ein starkes Wachstum der Sharing Economy: „Solche Angebote passen einfach in die Zeit. Sie machen die Kunden flexibler und unterstützen den Trend zur Mobilität. Damit passen sie in das Lebensgefühl der jungen Generation, die nicht mehr so viel Wert auf Besitz legt.“