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Was sonst noch geschah
Kurzschluss – Der Wochenrückblick 4
04.02.2017
Die schönsten Ereignisse der Woche – von smarten Gasherden, wabbligen Smartphones, gedruckten Brücken, feuchten Nebelfängern, kleinen Fledermausdrohnen, Autobauern mit Zwangsneurose und einem beeindruckenden Weltraumspaziergang
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Und noch eine Erfindung, die Menschen helfen kann: Trinkwassergewinnung aus Nebel.
In einer besonders trockenen Region am Berg Bountmezguida in Marokko testeten die Deutsche Wasserstiftung und die nichtstaatliche Organisation Dar Si Hmad ein neues System zur Wassergewinnung. Sogenannte Cloud Fisher sollen Wasser aus Nebel gewinnen.
Die Technologie klingt simpel: Große Netze fangen den Nebel auf, der sich in dieser bergigen Gegend täglich bildet. Die Netze lassen die Feuchtigkeit zu Wasser kondensieren. Durch die sehr großen und lang anhaltenden Nebelschwaden sollen je Tag bis zu 6.000 Liter Wasser gewonnen werden.
Damit das Wasser getrunken werden kann, musste das Netzmaterial auf Unbedenklichkeit für den menschlichen Körper geprüft werden. Weil der Aufbau der Netze sehr einfach und die Robustheit gegen Windkräfte sehr groß sind, würde sich die Technologie für viele regenarme Regionen der Welt eignen.
Die Probleme bei der Entwicklung der Cloud Fisher waren größer, als man glaubt (Video: WasserStiftung, Ebenhausen bei München)
Auf die ISS schaffen es nur Howard Joel Wolowitz und eine Handvoll Wissenschaftler und Astronauten. Zwei glückliche Fügungen ermöglichen es uns Normalbürgern, die Internationale Raumstation auch ohne Teleskop oder Astronautentraining betrachten zu können.
Über Deutschland wird die ISS im Februar mit bloßem Auge sichtbar sein, über Berlin z. B. am 6. Februar von 18:01 Uhr bis 18:05 Uhr. Die sichtbare Bahn verläuft von Westsüdwest nach Ost. Je dunkler der Himmel ist, desto leichter erkennt man die ISS. Sie erscheint wie ein Flugzeug, dass sich am Himmel ostwärts bewegt.
Die NASA stellt auf ihrer Website Spot the Station alle Daten für den Überflug der ISS bereit. Land und Ort des Betrachters sind frei wählbar.
Das Video zum Überflug liefert die Europäische Weltraumorganisation ESA. Der französische Raumfahrer Thomas Pesquet filmte am 13. Januar 2017 einen Weltraumausflug mit seiner Brustkamera. Für Pesquet war es der erste Weltraumeinsatz außerhalb der ISS.
An der Außenseite der ISS mussten Batterien für die Solarsysteme gewechselt werden. Die Nickel-Wasserstoff-Batterien aus den Anfangstagen der ISS wurden gegen moderne Lithium-Ionen-Batterien ausgetauscht. Der dafür vorgesehene Roboter schaffte die Arbeit nicht ohne menschliche Hilfe.
Thomas Pecquet und der US-amerikanische Astronaut Robert Shane Kimbrough erledigten die Arbeiten so schnell, dass sie noch Zeit hatten, eine defekte Kamera einzufangen und Handläufe an der Außenhülle der ISS neu zu justieren.
Durch den Sitz der Kamera in Brusthöhe hat der Betrachter den Eindruck, aus der Ichperspektive am Weltraumausflug beteiligt zu sein. Die gestochen scharfen Bilder sind die beste Werbung für die ISS. Diese Weltraumstation aufzugeben, ist eigentlich undenkbar – und trotzdem beschlossene Sache.
So beeindruckend sah man einen Weltraumausflug bisher nur bei George Clooneys legendärem Never-Comeback-Trip im Film Gravity (Video: ESA/NASA)
Neues von der E-Auto-Front. Der Bundesverband eMobilität (BEM) hat sich die neue Eichverordnung für Taxameter angesehen – und ist entsetzt. Am 1. November 2016 endete die Übergangsfrist der neuen Eichverordnung. Seither dürfen nur noch E-Autos als Taxi betrieben werden, die der Hersteller selbst als Taxi anbietet. In Deutschland ist das nur Nissan mit dem Leaf und eNV200.
Alle anderen E-Auto-Hersteller und -Modelle, von Tesla bis Opel Ampera-e, wurden mit dieser Verordnung vom Taximarkt gefegt – freie Fahrt für Benziner und Diesel. Also für jene Fahrzeuge, die den Massenmarkt der deutschen Hersteller bilden. Plus Toyota Prius Hybrid, bei Taxifahrern sehr beliebt. Den konnte man nicht mehr verhindern.
Der frühere Wirtschaftsminister Gabriel verabschiedet sich mit einem kleinen Eingeständnis aus seinem Ministerium. Bisher verteidigte er das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen Deutschlands zu bringen. Über diese Zahl lachte schon lange die ganze Republik, und nun musste auch Gabriel zugeben, dass das Ziel wohl nicht mehr zu erreichen ist: „Wenn wir nicht noch die Fahrräder dazuzählen, werden wir nicht mal auf die Hälfte kommen. Ich rate zu ein bisschen mehr Realismus.“
Ein paar tausend E-Autos fahren aber schon in Deutschland. Wer nutzt sie eigentlich, und wofür? Eine Befragung von über 5.000 Kunden des Ladestationenbetreibers NewMotion liefert die Zahlen:
82 Prozent der E-Auto-Käufer sind Männer, von denen die Mehrheit über 41 Jahre als ist (82 Prozent). Singles fahren kein E-Auto; 92 Prozent der Befragten leben in einer Ehe oder Beziehung. 57 Prozent nutzen das E-Auto für die Fahrt zur Arbeit, 48 Prozent glauben, mit dem E-Auto umweltbewusster zu fahren. 59 Prozent trennen ihren Hausmüll, 39 Prozent besitzen eine Photovoltaikanlage, 23 Prozent einen Komposthaufen und 22 Prozent eine Regenwassersammelanlage. So viele gute Menschen findet man selten auf einen Haufen. Zumindest in ihrer Selbstdarstellung.
Bei Porsche setzt man ebenfalls auf E-Autos. Ende des Jahrzehnts wird der erste reine E-Porsche erwartet. Und auch auf anderen Feldern will Porsche ganz vorn mitmischen. Das Porsche Digital Lab in Berlin soll schon mal die Pflöcke bei der Softwareentwicklung für autonomes Fahren einschlagen. Außerdem will der Automobilhersteller eine eigene Schnellladestation für den E-Porsche etablieren. Und noch etwas will Porsche massiv auswerten: die Kundendaten aus der bordeigenen Software des E-Porsche. Der Datenschutz soll gewahrt bleiben. Im Rahmen der gesetzlichen Mindeststandards.
Die Vorstände der deutschen Automobilhersteller lehnen eine eigene Batterieproduktion für E-Autos ab. Schließlich wachsen in China und den USA gigantische Batteriefabriken, deren Produktionskosten hierzulande kaum zu unterbieten sind. Trotzdem wagt sich eine Allianz an die Produktion heimischer Batterien. Die Anlagenbauer Thyssen-Krupp, M+W und Manz sowie die Zellverarbeiter Litarion, Batteriemontagezentrum (BMZ) und Streetscooter wollen gemeinsam eine Großserienproduktion von Batterien starten. Jetzt müssen sie nur noch die deutschen Autohersteller überzeugen, die Batterien zu kaufen.
Autos sind Spielzeuge für große Jungs. Das gilt auch für Elektroautos, ganz besonders, wenn sie sehr schnell fahren. Zwischen Faraday Future und Tesla kam es jetzt zum kuriosen Armdrücken.
Im Dezember 2016 ließ Faraday Future einen Prototyp seines Luxus-E-Wagens gegen einen Tesla Model X 100P Ludicrous antreten. Der Faraday Future war schneller, er sprintete in 2,39 Sekunden von Null auf 100 km/h.
Das konnte Elon Musk nicht auf sich sitzen lassen. Er ließ die Steuersoftware für den Ludicrous-Modus überarbeiten. Mit diesem aufpreispflichtigen Modus beschleunigt ein Tesla (Model S und X) wesentlich schneller. Die Bezeichnung Ludicrous (lächerlich) stammt wirklich von Tesla, ein ähnlicher Modus für den Tesla P85D hieß Insane (geisteskrank). Herr Musk hat Humor.
Mit der Version Ludicrous+ knackte Tesla den Rekord des ungeliebten Rivalen Faraday Future. Ein Tesla Model X 100P Ludicrous+ beschleunigte von Null auf 100 km/h in – Trommelwirbel! – 2,389 Sekunden. Männer unter sich – ludicrous und insane.
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