
Aus dem Facharchiv: Elektropraxis
Ein besonderes Projekt geht weiter (2)
Eines der wichtigsten Projekte des Vereins Bilbassi ist die Unterstützung des Krankenhauses „Bilbassi“ in M’bour, in dem sowohl an der Röntgenanlage als auch Laborausrüstung Überspannungsschäden im fünfstelligen Euro-Bereich entstanden. Wie im ep 07/22 schon berichtet, gelang es bei der ersten Reise in den westafrikanischen Senegal nicht, alle Probleme an der Anlage abschließend zu beseitigen, sodass eine zweite notwendig wurde, um die Energieversorgung und Elektrotechnik der Klinik sicherzustellen.
Die Klinik Bilbassi in M’Bour befindet sich etwa 50 km süd-östlich der senegalesischen Hauptstadt Dakar [1]. Das Krankenhaus verfügte bis zum April 2021 über zwei Hausanschlüsse mit jeweils 80 A (230/400 V) als (scheinbar) TN-C-S-System. Zusätzlich waren noch zwei Notstrom-Generatoren mit 80 und 48 kW installiert, deren Umschaltung händisch erfolgte. Schon bei der Einrichtung des Netzanalysators während unseres ersten Aufenthaltes in M´Bour wurde das grundsätzliche Problem sichtbar: ein zu schwaches Netz.
Über das Wochenende waren keine größeren Verbraucher im Krankenhaus eingeschaltet – der Leistungsbedarf lag bei etwa 10–12 kW.
Wir dachten damals zuerst an ein falsch eingestelltes Wandlerverhältnis beim Netzanalysator, was sich jedoch nicht bestätigte. Dabei lag die Netzspannung bei etwa 255 V. Je nach Lastspitzen auf den anderen Außenleitern traten auch messbare Spannungsspitzen bis weit über 270 V auf.
Seit unseren ersten Arbeiten im April haben sich nach Auskunft des Haustechnikers der Klinik die Netzausfälle in der Anzahl und Dauer zwar reduziert, kommen aber immer noch vor. In der Regel fällt das Netz einmal monatlich für ca. 15 Minuten aus. Für uns stand fest, wir benötigen Online-USV-Anlagen zur Stabilisierung der Netzqualität, um die Verbraucher in der Klinik sicher zu versorgen. Dann machte auch noch ein furchtbares Unglück Schlagzeilen, bei dem in Tivaouane, ebenfalls im Senegal, durch einen Brand elf Neugeborene starben. Verursacht wurde dieser vermutlich durch einen Kurzschluss.
Unser erster Gedanke war: Das darf in der Klinik Bilbassi nicht passieren.