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Übersichtsaufnahme eines brandbetroffenen Wäschetrockners (Quelle: Hoyer)
Sicherheitstechnik | Brand- und Explosionsschutz | Arbeits- und Gesundheitsschutz

Aus dem Facharchiv: Elektropraxis

Überhitzte oder geplatzte Kondensatoren

13.10.2022

In etwa einem Drittel aller Brände, die vom IFS untersucht werden, wird eine Brandverursachung durch Elektrizität ermittelt. In den letzten Jahren zeichnet sich ein Trend ab, dass immer mehr Brandschäden durch Kondensatoren verursacht werden. In diesem Beitrag soll dieses Problem näher betrachtet werden.

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Nach einem Brandschaden ist es erstrangig für die Ermittlungsbehörden, und nachgelagert aber auch für die involvierten Versicherungen, von großem Interesse, die Ursache für den Brand festzustellen. Für die Ermittlungsbehörden geht es dabei in erster Linie um die Klärung der Frage, ob dem Brandereignis eine Straftat zugrunde liegt. Für die Versicherungen kommen zahlreiche zivilrechtliche Aspekte hinzu. Daher werden in der Regel Spezialisten mit der Untersuchung der Brandstelle beauftragt. Diese müssen zunächst anhand der Brandspurenlage und eventuell vorliegender Videos, Bilder oder Angaben zu den Feststellungen im frühen Brandverlauf den Brandentstehungsort möglichst kleinräumig eingrenzen und diesen im nächsten Zug hinsichtlich der potentiell infrage kommenden Zündquellen untersuchen. Dazu zählen zum Beispiel ein elektrotechnischer Defekt, thermische Einwirkungen auf brennbare oder glimmfähige Materialien, ein Blitzschlag, eine exotherme Reaktion, eine statische Auf- bzw. Entladung oder eine Brandstiftung. Allerdings lässt sich nicht in jedem Fall eine eindeutige Brandursache ermitteln. In einigen Fällen machen ein hoher Zerstörungsgrad oder die Veränderungen der Schadenstelle im Rahmen der Löschmaßnahmen eine fundierte Untersuchung im Hinblick auf die Brandursache unmöglich. Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass die eigentliche Zündquelle durch das Brandereignis oft weitgehend oder vollständig verbrannt ist. Trotzdem ist es geschulten und erfahrenen Fachleuten in sehr vielen Fällen möglich, die Brandursache eindeutig oder zumindest mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu ermitteln.

In der seit 2002 im IFS (Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.) geführten Schadendatenbank werden alle von den Gutachtern des IFS untersuchten Schäden nachgehalten. Mit Stand August 2019 sind 18 627 Brandursachenermittlungen aufgeführt, die in verschiedene Kategorien aufgegliedert sind. Mit knapp einem Drittel, genau 32 % der Schäden, stellt die Gruppe „Elektrizität“ den weitaus größten Anteil an den ermittelten Brandursachen dar. Knapp jeder zweite dieser elektrotechnisch verursachten Brandschäden wurde durch Elektrogeräte initiiert. Die schadenträchtigsten Geräte sind dabei Wäschetrockner, Fernsehgeräte sowie Kühl- und Gefriergeräte. Mit schon deutlichem Abstand folgen Geschirrspül- und Waschmaschinen. Mit Ausnahme der Waschmaschinen existieren in Deutschland für bestimmte Modelle der vorgenannten Geräte- oder Maschinentypen Rückrufaktionen (meist als Sicherheitsmaßnahmen oder freiwillige Überprüfungsaktionen betitelt) wegen einer möglichen Brandgefahr durch einen elektrotechnischen Defekt oder der Gefahr einer Überhitzung eines Bauteils. Eine weitere Eingrenzung des kritischen Bauteils erfolgt meist nicht. Allerdings haben drei Firmen vor einiger Zeit für bestimmte Wäschetrockner aus einem begrenzten Produktionszeitraum die Durchführung einer Sicherheitsmaßnahme wegen einer möglichen Brandgefahr veröffentlicht. Dabei wird als kritisches Bauteil eine mögliche Überhitzung des Motorkondensators genannt. Aber auch in anderen technischen Anlagen sind derartige Probleme nicht ganz unbekannt. So hat eine renommierte Aufzugsfirma im Jahr 1996 in einer internen Information vor einer möglichen Brandentstehung in einem RC-Glied gewarnt. Obwohl dieses Problem bereits seit mehr als zwanzig Jahren bekannt ist, wurden von Gutachtern des IFS auch in den letzten wenigen Jahren immer wieder einige derartige Schadenfälle untersucht. Diese beiden beispielhaft genannten öffentlichen bzw. internen Herstellermeldungen, aber auch die persönlichen Erfahrungen des Autors und eine Auswertung der Schadendatenbank des IFS führen zu der Erkenntnis, dass eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Bränden durch überhitzte und geplatzte Kondensatoren verursacht werden, sodass es sich durchaus lohnt, sich mit diesem Thema etwas intensiver zu beschäftigen.


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