Vermieter bestellen den Ablesedienst, der zumeist von den Unternehmen Techem oder ista kommt, um den Heizmittelverbrauch zu erfassen.
"Es ist ein Grundproblem, dass die Kosten für das Ablesen in der Regel vom Mieter getragen werden, die Auswahl und die Beauftragung des Ablesedienstes hingegen der Vermieter trifft", erklärte der Präsident der Behörde, Andreas Mundt, bei der Vorstellung des Abschlussberichtes der Marktuntersuchung.
Bei diesem Dreiecksverhältnis wird es den Vermieter kaum interessieren, ob die Kosten für das Ablesen der Zähler viel zu hoch sind, denn er gibt sie an den Mieter weiter.
Zwei Drittel Marktanteile für drei Großunternehmen
Das Bundeskartellamt untersuchte die Branche und fordert den Gesetzgeber auf, für mehr Wettbewerb zu sorgen. „Nach den Erkenntnissen der Sektoruntersuchung ist davon auszugehen, dass hier ein wettbewerbsloses Oligopol vorliegt, dem zumindest die beiden Marktführer, möglicherweise aber auch weitere der größten fünf Anbieter angehören“, teilte das Amt in seinem Bericht mit.
"Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, praxisnahe und wirtschaftliche Lösungen für Vermieter und Mieter anzubieten", erklärte hingegen ein Sprecher des Ablesedienstes ista, wie die Lto berichtet. Weiterhin sagte er, dass bei der Untersuchung durch das Bundeskartellamt kein Markmissbrauch festgestellt werden konnte. Die Anbieter würden sich wettbewerbskonform verhalten.
Techem, ista und Brunata-Metrona teilen sich rund zwei Drittel des Marktes.
Wechselhürden für den Kunden
Im Jahr 2014 erzielte die Branche den Angaben zufolge rund 1,47 Milliarden Euro Umsatz. Das sind im Schnitt jährlich 74 Euro je Wohneinheit.
Kaum ein Mieter wird sich wegen des Betrags beschweren, der nur auf der jährlichen Betriebskostenabrechnung als einer von vielen Punkten auftaucht. Das verschafft den wenigen Anbietern einen Vorteil – mit Ablesediensten lassen sich verhältnismäßig hohe Renditen erwirtschaften. Nach Schätzung des Klimaschutz-Netzwerkes CO2Online zahlen Mieter insgesamt rund 200 Millionen Euro jährlich zu viel.
Um den Anbieterwechsel zu erschweren, bauen die Unternehmen Hürden auf. Lange Vertragslaufzeiten binden Vermieter und Hauseigentümer an die Firmen. Spezielle Ablesegeräte sind auf die jeweiligen Zähler zugeschnitten. „Der Einsatz proprietärer Zählersysteme, die nicht mit Zählersystemen von Wettbewerbern kompatibel sind, ist aus wettbewerblicher Sicht kritisch zu bewerten“, meint das Bundeskartellamt.
Dem Gesetzgeber empfiehlt der Wettbewerbshüter, Zähler kompatibel zu machen, Eichfristen zu vereinheitlichen und mehr Transparenz für die Wohnungsmieter zu schaffen. Wird der Gesetzgeber nicht entsprechend tätig, will das Amt selbst einschreiten. Einheitliche Standards in der Technologie wären ein erster Schritt.
Satte Renditen für Investoren
Die beiden größten Unternehmen – ista (5.000 Mitarbeiter) und Techem (3.500 Mitarbeiter) – stehen laut Branchenkreisen zum Verkauf. Um bei den Transaktionen möglichst hohe Erlöse zu erzielen, verspricht man den Investoren satte Renditen. Beide Unternehmen gehören den großen Kapitalanlegern CVC (ista) und Macquarie (Techem). Sie wandern seit Jahren durch das Portfolio verschiedener Beteiligungsgesellschaften der Private Equity (PE).
Etwaige Gesetzesänderungen könnten sich allerdings auf den Kaufpreis auswirken. Interessenten dürfen geltend machen, dass durch die gesetzlichen Maßnahmen ein erhöhter Wettbewerb droht, der die Gewinnmargen beeinträchtig. So will man vor dem möglichen Exit den Ausgang der Sektorenuntersuchung abwarten.
Der Zählerhersteller Qundis wurde unterdessen an den strategischen Investor Kalorimeta, einer Hamburger Ablesefirma, verkauft, die nicht zu den branchenüblichen PE-Investoren gehört. Die Suche nach einem Käufer leitete die Investmentbank Rothschild. Der Käufer gehört zu den fünf größten Anbietern am Markt. Auch das Unternehmen Landis+Gyr, das Energiemanagement-Lösungen anbietet, soll zum Verkauf stehen.
Bild rechts: Heizkostenverteiler (Foto: Kirschblut, Lizenz: CC0)