Frage:
Mit großem Interessen habe ich den Beitrag „Elektrische Anlagen für Baustellen“ in ep 12/18 [1] gelesen. Dort war über die neue Norm DIN VDE 0100-704 (VDE 0100-704) zu lesen. Nun meine Frage: Gilt diese Norm auch für Steckdosenkombinationen, Wandverteiler aus Vollgummi zum Anbau sowie tragbare Gummi-Verteiler, in denen ja ein RCD verbaut ist? Diese Verteiler sind gerade in Montagefirmen für den Stahl- und Rohrleitungsbau z. T. in großen Stückzahlen vorhanden.
Antwort:
Der Anwendungsbereich der DIN VDE 0100-704 (VDE 0100-704) [2] wird ziemlich genau abgegrenzt. Die Anforderungen dieses Teils sind anzuwenden „bei für die Dauer der Bau- oder Abbrucharbeiten errichteten elektrischen Anlagen, die nach Beendigung der Arbeiten außer Betrieb genommen werden sollen.“ Die Anforderungen sind anzuwenden für die fest und die beweglich errichtete Anlage. Die DIN VDE 0100-704 (VDE 0100-704) [2] gilt also für die tragbaren Gummiverteiler. Auf die fest installierten Revisions-Verteiler ist die Norm hingegen nicht anzuwenden. Allerdings macht eine streng normative Betrachtung keinen Sinn – spätestens wenn der tragbare 32- A-Gummiverteiler (dann mit RCD Typ B) in den fest montierten Verteiler mit RCD Typ A eingesteckt werden soll, beginnen die Probleme.
Fest installierte Gummiverteiler (Revisionsverteiler). Tatsächlich ist es in vielen Industriezweigen üblich, in Verfahrenstechnischen Anlagen und Produktionsstätten für Revisionsarbeiten fest installierte Steckdosenverteiler zu installieren. Für diese Verteiler gilt im Übrigen auch nicht die Produktnorm für Baustromverteiler – es sind ganz gewöhnliche Energieverteiler. Allerdings gilt hier der Grundsatz aus der DIN VDE 0100-530 (VDE 0100-530) [3] und DIN EN 61008-1 Beiblatt 1 (VDE 0664-10 Beiblatt 1), dass die RCDs jede mögliche Art von Fehlerströmen der angeschlossenen Betriebsmittel erkennen können müssen.
Wenn man sich nun ansieht, wie z. B. moderne Inverter-Schweißgeräte funktionieren, dann wird sehr schnell klar, dass hier RCDs Typ B verwendet werden müssen. Dies trifft auch auf viele andere bautypische Geräte zu.
Vorgehensweise. Um nun eine saubere Lösung zu schaffen, gibt es mehrere Ansätze. Die sicherste und teuerste ist natürlich, konsequent auf RCDs Typ B umzurüsten – Sowohl die RCDs in den tragbaren Verteilern als auch in den fest montierten Verteilern.
Ob eine teilweise Umrüstung und eine Kennzeichnung (z. B. „für Bau- und Montagestellen freigegeben“) ausreichend ist, mag von vielen Faktoren abhängen – es muss konsequent organisiert sein!
Ein Mischbetrieb, oder besser gesagt der Betrieb von RCD Typ A und B hintereinander halte ich weder technisch für sinnvoll noch ist dies normativ möglich.
Autor: M. Lochthofen
Literatur:
[1] Geller, M.; Lochthofen, M.: Elektrische Anlagen für Baustellen – Mehr Sicherheit durch neue Norm DIN VDE 0100-704 (VDE 0100-704), Elektropraktiker, Berlin 72 (2018) 12, S. 1045-1047.
[2] DIN VDE 0100-704 (VDE 0100-704):2018-10 Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 7-704: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art – Baustellen.
[3] DIN VDE 0100-530 (VDE 0100-530):2018-06 Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 530: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel – Schalt- und Steuergeräte.
[4] DIN EN 61008-1 Beiblatt 1 (VDE 0664-10 Beiblatt 1):2012-10 Fehlerstrom-/Differenzstrom-Schutzschalter ohne eingebauten Überstromschutz (RCCBs) für Hausinstallationen und für ähnliche Anwendungen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen – Beiblatt 1: Anwendungshinweise zum Einsatz von RCCBs nach DIN EN 61008-1 (VDE 0664-10).
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