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Störlichtbogenunfall an der Sammelschiene einer MS-Schaltzellenreihe (Foto: BG ETEM)
Betriebsführung | Arbeits- und Gesundheitsschutz

Aus dem Facharchiv: Arbeitsunfälle von Elektrofachkräften

Verschraubungen sollten wegen Erwärmung nachgezogen werden

23.09.2019

Bei Wartungsarbeiten an einer Sammelschiene kam es durch Verwechslung und nicht erneute Prüfung auf Spannungsfreiheit zu einem elektrischen Unfall.

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Arbeitsauftrag. Die Aufnahmen einer Wärmebildkamera zeigten, dass sich an einem Schaltfeld einer 10-kV-Mittelspannungsschaltanlage eine Schraubverbindung des Abgangs von der Sammelschiene 2 gelockert hatte. Im Sinne der vorbeugenden Instandhaltung wurde ein Monteur beauftragt, die auffällige Verbindung wieder nachzuziehen. Für die Arbeiten sollte die entsprechende Sammelschienenseite abgeschaltet werden.

Unfallhergang. Nach telefonischer Verständigung mit der Netzleitstelle schaltete er als erstes die Sammelschiene 2 am Trafo frei. Anschließend prüfte er die Spannungsfreiheit an dieser Sammelschiene und legte den mechanischen Erdungsschalter ein. Danach zog er den Schaltwagen des Schaltfeldes mit der gelockerten Schraubverbindung heraus, um die Sammelschiene von der Abgangsseite her gegen Rückspannung freizumachen. Dann legte er auch hier nach Feststellen der Spannungsfreiheit die Erdungsgarnitur an der Kabelseite des Schaltfeldes ein. Soweit war noch alles richtig. Jetzt wollte er die unter Spannung stehenden Nachbarfelder durch Einhängen von roten Isolierplatten sichern und das freigeschaltete Schaltfeld 18 kennzeichnen. Dabei passierte ihm ein verhängnisvoller Fehler. Er hängte die Isolierplatten auf der aktiven Seite des Schaltfeldes, also auf der Seite der Sammelschiene 1 ein – auf dem Bild an der Kennzeichnung „SS1“ zu erkennen. Im Nachhinein suggerierten die roten Isolierplatten an den jeweils benachbarten Schaltfeldern, dass sich dort die freigeschaltete und gesicherte Arbeitsstelle befindet. Als er jetzt den losen Bolzen an der Sammelschiene festziehen wollte, geriet er natürlich an die aktive Sammelschiene 1, wobei er einen Störlichtbogen auslöste (Bild) und eine Körperdurchströmung erlitt. Die Körperdurchströmung verlief dabei von dem Schraubenschlüssel in der linken Hand zum linken Ellenbogen, der sich in Nähe des geerdeten Stahlrahmens des Schaltfeldes befand. Durch den elektrischen Schlag stürzte er von der Leiter und zog sich zudem eine Platzwunde am Kopf zu. Sein Kollege, der im Nachbarraum arbeitete, hörte einen Knall. Er eilte in den benachbarten Schaltraum, sah seinen Kollegen – zum Glück bei Bewusstsein – am Boden liegend und alarmierte sofort den Rettungsdienst.


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