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BLIDS ortet Gewitterblitze nicht nur in Deutschland. Jeder Blitz sendet elektromagnetische Schwingungen aus, die von Messstationen empfangen werden. Der Ort eines Einschlags lässt sich dann zwischen 50 und 200 Meter genau eingrenzen. Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes, vor einem Messempfänger. (Foto: www.siemens.com/presse)
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Überspannungsschäden durch Blitzeinwirkung prüfen

Teil 2: Werkzeuge zur Beurteilung und professionelle Vorgehensweise

13.12.2018

Ein fester Bestandteil der Schadenbearbeitung in den Sachversicherungen nimmt die Regulierung von Blitz-Überspannungsschäden ein. Die oftmals sehr unterschiedlichen Schadenbilder, stark voneinander abweichende Vertragsbedingungen sowie die unterschiedliche Regulierungspraxis einzelner Versicherungsunternehmen lassen diese Schadenregulierungen für die Elektrofachkraft und den Kunden schwer einschätzbar, mitunter sogar willkürlich erscheinen.

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Bereits in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden elektrische Zählgeräte, sogenannte „Blitzzähler“, eingesetzt, um die Blitzverteilung messtechnisch zu bestimmen. Diese Technik wurde weiterentwickelt und so bestehen heute Blitzortungssysteme aus einem Netz von elektronischen Blitzmessempfängern, die zusammenarbeiten, um Blitzereignisse innerhalb des Gebietes, das durch das System erfasst wird, aufzufinden und geografisch zu lokalisieren.

Blitz-Ortungssysteme

Siemens betreibt seit 1992 ein Blitzortungs- und Erfassungssystem (Bild 1 bzw. Titelbild) unter dem Namen BLIDS [1]. Aus dieser Datensammlung können langjährige Statistiken sowie aktuelle Zahlen zu Blitzereignissen veröffentlicht oder auf Anfrage gegen eine Gebühr zu Verfügung gestellt werden (Bilder 2 und 3). Die Sachversicherer können über den VdS auf diese Daten zugreifen. Seit 2002 erfasst die Firma Nowcast ebenfalls Blitzeinschläge, sodass die Daten miteinander verglichen werden können [2]. Im Internet sind weitere Anbieter von Blitzdaten zu finden. Bei der Bewertung dieser Daten ist zunächst zu klären, aus welcher Datenquelle (Erfassungssystem) diese generiert werden. Es muss weiterhin geklärt werden, ob die Daten dieser Anbieter wissenschaftlichen und normativen Kriterien entsprechen, siehe hierzu die DIN EN 62858 (VDE 0185-858) „Blitzhäufigkeit basierend auf Blitzortungssystemen – Allgemeine Grundsätze“ [3].

Mess- und Analysetechnik

Zur Beurteilung von beschädigten elektronischen Baugruppen müssen optische und messtechnische Untersuchungsmethoden sinnvoll eingesetzt und ggf. kombiniert werden. Dabei spielt die visuelle Begutachtung eine zentrale Rolle. Sind Schmauchspuren durch einfache Inaugenscheinnahme nicht erkennbar, können im Labor optische Geräte wie z. B. Digitalmikroskope oder gegebenenfalls Röntgengeräte eingesetzt werden. Die elektrotechnischen Untersuchungen beschränken sich meist auf einfache Messungen wie z. B. die Prüfung der Sperr- und Durchlassfunktion von Dioden oder die Messung von internen Versorgungsspannungen. Ein vollständiger Test der Baugruppenfunktion ist nur beim Hersteller mit seiner Entwicklungsumgebung möglich. Optische Prüfgeräte wie z. B. Digitalmikroskope oder Röntgengeräte sind bei Forschungsinstituten oder größeren Sachverständigenbüros vorhanden. Mit der Röntgenuntersuchung einer Baugruppe kann auch ein Dienstleister im Bereich der Materialprüfung, wie z. B. das Unternehmen ProCon X-Ray aus Sarstedt, beauftragt werden [4]. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Kosten für diese Untersuchungen oftmals den Wert des geschädigten Gerätes übersteigen.


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