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Bild 1: Körperschluss im TT-System: Fehlerstrom und Abschaltung durch eine Überstromschutzeinrichtung; Quelle: Kny/ep
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Aus dem Facharchiv: Elektropraxis

Planung von Elektroanlagen - Auswahl des Leiterquerschnitts von Kabeln und Leitungen

01.09.2022

Ziel dieses Beitrages ist es, mit der Darstellung der Wirkungsweise der automatischen Abschaltung zum Schutz gegen elektrischen Schlag im TT- und IT-System darzulegen, ob und wie durch die Auswahl des Leiterquerschnittes die Wirksamkeit beeinflusst werden kann.

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Es geht nicht um Besonderheiten sowie Vor- und Nachteile des TT- und IT-Systems hinsichtlich des Schutzes gegen elektrischen Schlag, sondern um die Weiterführung des Themas „Auswahl des Leiterquerschnittes“ bezüglich des Netzsystems [1] und [2].

TT-System

Im TT-System werden die Körper aller Betriebsmittel über ein gemeinsames Erdungssystem verbunden. Dieser Erder hat allgemein die Aufgabe eines Schutzerders und muss so ausgelegt und wirksam sein, dass die Berührungsspannung dauernd keinen unzulässigen Wert bei einem Fehlerstrom infolge eines Körperschlusses annimmt. Er wird auch als Anlagenerder RA bezeichnet und „als Summe der Widerstände des Erders und des Schutzleiters der Körper“ verstanden und nachfolgend so bezeichnet.

Das TT-System ist unter Beachtung des prinzipiellen Aufbaus nach DIN VDE 0100-100 [3] einschließlich des Fehlerstromverlaufes bei einem Körperschluss im Bild 1 dargestellt. Idealerweise soll im Fall eines Körperschlusses die vorgeordnete Schutzeinrichtung den Stromfluss unterbrechen und dadurch eine gefährliche Durchströmung des Menschen verhindern. Löst die Schutzeinrichtung bei einem zu geringen Fehlerstrom nicht nach der zulässigen Zeitdauer aus, muss sichergestellt sein, dass die Berührungsspannung den dauernd zulässigen Wert nicht überschreitet. Allgemein bestimmt der gesamte Widerstand (Netz, Trafo, Leitungen u. a.) des Stromkreises die Höhe des Fehlerstromes und speziell der Widerstand des Menschen die Größe des gefährlich wirkenden Berührungsstromes. Durch den Menschen fließt der Berührungsstrom IB als Teil des Fehlerstromes IF. Indirekt wird die Gefährlichkeit aber mit der auftretenden Berührungsspannung bewertet. Es ist die Spannung UB, die über den gesamten Körperwiderstand des Menschen RM abfällt, wie im Bild 1 deutlich gemacht und die formelmäßig lautet: UB = IBRM Dabei ist der Innenwiderstand des Menschen mit etwa 1 kΩ im Vergleich zu den übrigen Erder- und Leiterwiderständen recht hoch. In der Regel kommt noch der normalerweise hochohmige Hautwiderstand (je nach Zustand bis 30 kΩ) dazu. Zum Schutz gegen elektrischen Schlag darf die Berührungsspannung den zulässigen Wert UBzul (auch als UL bezeichnet) nach DIN VDE 0100-410 [4] dauernd nicht überschreiten, sodass folgende Bedingung formuliert werden kann: IBRMUBzul So logisch wie die Bedingung aussieht, kann sie aber praktisch nicht verwendet werden, weil der tatsächlich fließende Berührungsstrom kaum erfassbar und auch der Gesamtwiderstand bei Fehlereintritt nicht vorhersehbar ist. Deshalb wird der Auslösestrom Ia zum Nachweis der Schutzwirkung herangezogen, der eine Schutzeinrichtung rechtzeitig zum Ausschalten bringt. Rechtzeitig bedeutet im TT-System nach [4] die Abschaltung des Fehlerstromes in Verteilungsstromkreisen bis zu einer Dauer von 1 s und für Endstromkreise mit Un = 230 V gilt 0,4 s. Als Schutzeinrichtungen zur automatischen Abschaltung sind nach [4] Überstromschutzeinrichtungen und RCDs zugelassen.


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