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Brandschutz in komplexen Gebäuden (Foto: pixabay.com)
Elektrosicherheit | Schutzmaßnahmen | Normen und Vorschriften

Brandschutz in komplexen Gebäuden

Auf höchste Sicherheit bauen

21.12.2018

In der jüngeren Vergangenheit haben tragische Brandfälle gezeigt, dass in hohen und hochkomplexen Gebäuden ein sicherer Brandschutz wichtig ist. Aber wie sind die Richtlinien für solche Sonderbauten, und wie müssen diese Gebäude brandschutztechnisch ausgestattet sein?

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Die Prognosen sprechen eine klare Sprache: Städte sind der Lebensraum der Zukunft. Im Jahr 2008 lebten weltweit erstmalig mehr als 50 Prozent der Menschen in Städten. Attraktive Arbeitsplätze, effiziente Mobilitätsstrukturen, vielfältige Freizeit-, Kultur- und Bildungsangebote machen das Leben in Großstädten beliebter als auf dem Land. Die Baubranche hat auf die steigende Nachfrage nach zentralen Wohnräumen reagiert. Seit Ende des 19. Jahrhunderts lassen die Stahlskelettbauweise und der elektrische Aufzug die Gebäude in den Himmel wachsen. Auch zukünftig werden Hochhäuser das probateste Mittel sein, dem Platzmangel in den Städten zu begegnen. In einigen Ländern der Welt scheint es unter den Bauherren und Architekten einen unausgesprochenen Wettkampf zu geben. Alles dreht sich um die Frage: Wer knackt den nächsten Höhenrekord? Das Zeitalter der Wolkenkratzer und Super-Tower ist in vollem Gange. Aber auch Hybridnutzungen wie beispielsweise Wohnaufstockungen auf Flachdächern lassen die Bauten nicht nur höher, sondern auch hochkomplex werden. „Für solche Sonderbauten gibt es spezielle Brandschutzverordnungen“, sagt Thomas Rößler, Geschäftsführer der D+H Deutschland GmbH. In Deutschland würden diese u. a. Materialprüfungen und Details zur Verarbeitung brandschutztechnischer Produkte regeln. So z. B. die vor wenigen Jahren erlassene bauordnungsrechtliche Verpflichtung von Rauchwarnmeldern, nach der nun auch private Wohnräume mit Rauchwarnmeldern ausgestattet sein müssen. „In Deutschland gibt es viele ältere Bauten, die eine Nachbesserung benötigen“, sagt Thomas Rößler, der zudem noch ausgebildeter Brandschutzfachplaner ist. So hat Frankfurt vor kurzem einen Brandschutztest von 540 Hochhäusern angeordnet. Auch Bielefeld und Recklinghausen lassen ihre Bauten prüfen. In Wuppertal wurde ein Hochhaus, dessen Fassaden mit leicht entflammbaren Material gedämmt ist, komplett geräumt.

Automatische Feuerlöschanlagen – ein Muss in Deutschland

Die hiesigen Brandschutzverordnungen variieren von Bundesland zu Bundesland. Die entscheidenden Details der Sicherheitsanforderungen sind aber in den Verordnungen sehr ähnlich formuliert. So heißt es etwa in Bayern für Hochhäuser ab 60 Metern Höhe: „Hochhäuser müssen automatische Feuerlöschanlagen haben, die die Brandausbreitung in den Geschossen und den Brandüberschlag von Geschoss zu Geschoss ausreichend lange verhindern.“ Dafür werden entweder Sprinkleranlagen oder Steigleitungen verwendet. So gefährlich einem das Feuer auch erscheint, bei einem Gebäudebrand besteht eine noch viel größere Bedrohung. Neun von zehn Brandopfern verbrennen nicht, sie sterben an Vergiftungen infolge des Brandrauchs. „Beim Gebäudebrand müssen die Fluchtwege schnell rauchfrei gemacht werden“, sagt Thomas Rößler. „Nur so können die Menschen sicher fliehen und die Einsatzkräfte der Feuerwehr zielgerichtet zum Brandherd vordringen.“ Drei Atemzüge der toxischen Brandgase würden genügen, den Menschen ohnmächtig werden zu lassen.

Der giftige Rauch muss schnell entweichen

In Deutschland müssen Hochhäuser einen eigenen Sicherheitstreppenraum besitzen, der rauchdicht vom Gebäude getrennt ist. Außerdem müssen sie über feuerhemmende Wände und rauchdichte Türen verfügen, die bei Rauchentwicklung automatisch schließen. Aber wie ist es möglich, in den restlichen Teilen des Gebäudes im Brandfall schnell und effektiv die heißen Rauchgase aus dem Gebäude abzuleiten? Insbesondere wenn es sich um große Gebäudekomplexe handelt? „Dafür gibt es intelligente Rauchabzugssysteme, die binnen Sekunden durch vollautomatisches Öffnen von Fenstern für Frischluftzufuhr und Abfuhr des Rauches sorgen“, sagt Torsten Helbig, Objektberater bei der D+H Mechatronic AG. Je nach Anforderungen – und die können sich von Krankenhäusern, Universitäten über Museen bis hin zu Wohntürmen stark unterscheiden – ist es mit digitalen Steuerungen für den Rauch- und Wärmeabzug (RWA) möglich, einzelne Gebäudeabschnitte individuell zu konfigurieren. Beim Rauchabzug wird zwischen Brand- und Entrauchungsabschnitten unterschieden. Wenn ein Gebäude zum Beispiel ein großes Atrium mit einem anschließenden langen Flur besitzt, kann dort möglicherweise ein Abschnitt mit Sprinkleranlagen für die Brandbekämpfung genügen, aber mehrere für die Entrauchung nötig sein. Die Parametrierung der Entrauchungsanlage erfolgt über die Service & Configuration Suite (SCS) am PC oder Notebook. Die verbauten Steuerungen werden dafür unkompliziert via USB mit der Computereinheit verbunden.


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Autor
Name: Katja Schmees