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Maschinen- und Anlagentechnik | Energietechnik | Steuerungstechnik | Schaltanlagen

Leseranfrage

Ader-Kennzeichnung in Schaltschränken

19.06.2018

Einige Elektrofachkräfte kennen das Problem: Welche Ader ist mit welcher Farbe im Schaltschrank gekennzeichnet? Gibt es normative Vorgaben?

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Frage: Bezüglich der Kennzeichnung von Adern für die Verdrahtung in Schaltschränken gibt es in unserem Unternehmen unterschiedliche Auffassungen. Bei internationalen Projekten war uns die Kennzeichnung bisher immer vorgeschrieben. Gerade bei größeren Projekten ist der Aufwand erheblich, jeder Ader eine Zielbezeichnung zu geben. Welche normativen Festlegungen gibt es für das Inland? Antwort: Vorweg. Eine Festlegung, bezüglich einer speziellen Kennzeichnung der Leiter (außer der Kennzeichnung für Schutzleiter und ggf. Neutralleiter) für die interne Verdrahtung in Schaltschränken gibt es nur in DIN EN 60204-1 (VDE 0113-1) [1]. Im Abschnitt 13.2 gibt es hierzu folgende Festlegungen: „Jeder Leiter muss an jedem Anschluss in Übereinstimmung mit der Technischen Dokumentation (siehe Abschnitt 17) identifizierbar sein. Es wird empfohlen (z. B. um die Wartung zu erleichtern), dass Leiter durch Ziffern, Alphanumerik, Farbe (entweder durchgängig oder mit einem oder mehreren Streifen) oder einer Kombination von Farbe und Ziffern oder Alphanumerik identifizierbar sind. Wenn Ziffern benutzt werden, müssen diese arabisch, Buchstaben lateinisch sein (entweder Groß- oder Kleinbuchstaben).“ Eine Forderung, die so allgemein ist, dass man häufig den dahinter verborgenen Aufwand übersieht, insbesondere, da über Art und Umfang der Identifizierung eine Festlegung in der Norm nicht enthalten ist. Aus diesem Grunde kommt es daher diesbezüglich immer wieder zu Diskussionen. Art und Umfang der Identifizierung (siehe hierzu die weiter unten angeführten Varianten) sollten daher zwischen Hersteller und Betreiber gemeinsam mit Hilfe der Frage 10 („Muss eine bestimmte Methode für die Leiteridentifizierung angewendet werden [...]“) des Fragebogens im Anhang B von DIN EN 60204-1 (VDE 0113 Teil 1) [1] vereinbart werden. Ohne eine solche Vereinbarung kann der Betreiber (ggf. im Nachhinein), sofern der Hersteller, ohne Rücksprache beim Betreiber, auf jegliche Identifizierung verzichtet hat, die „aufwendigste“ Möglichkeit, z. B. die Methode 2), siehe unten, fordern. Auf der anderen Seite ist es nicht immer möglich, eine solche Vereinbarung zwischen Hersteller und Betreiber festzulegen. Hier wäre es sinnvoll, bereits im Angebotsstadium z. B. wie folgt darauf hinzuweisen: „Im Angebot ist eine Identifizierung nach Abschnitt 13.2.1 nicht enthalten. Falls jedoch eine bestimmte Methode der Identifizierung gewünscht wird, ergibt sich hieraus ein Mehrpreis.“ Methoden. Folgende praxisnahe Methoden der Leiteridentifizierung – abgeleitet aus den Anforderungen in der Norm – stehen aus meiner Sicht zur Verfügung:

1. Eine Methode ist die Identifizierung durch farbige Leiter oder durch Leiter mit Farbkombinationen aus zwei oder mehr Farben. Das heißt, es muss für jeden Leiter eine andere Farbe bzw. Farbkombination verwendet werden. Wegen der geringen Anzahl möglicher Farben, wird sich in der Praxis immer eine Zwei- oder Mehrfarbkombination ergeben. Bei dieser Variante ist auch in den Schaltungsunterlagen eine entsprechende Angabe erforderlich, siehe Bild 1 (rechts) und Bild 2 (links).

2. Die Identifizierung durch nummerierte Adern ist eine relativ unkomplizierte Methode, bei der aber auch in den Schaltungsunterlagen zusätzliche Angaben notwendig sind, siehe Bild 3.


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