Hoher Schutzleiterstrom an einem Netzteil
Zu besagtem Gerät hat der Anfragende glücklicherweise ein Datenblatt mitgeschickt. Es handelt sich um ein Labornetzteil mit CEE-Drehstromstecker 32 A. Der Hersteller gibt als relevante Norm für die elektrische Sicherheit die zurückgezogene DIN EN 60950-1 (VDE 0805-1):2011-01 [1] an.
Die gemessenen 20 mA sind für ein so großes Netzteil durchaus plausibel. Der Schutzleiterstrom darf (je nachdem, wie der Hersteller das Gerät klassifiziert) bis zu 5 % des Außenleiterstromes betragen.
Für befähigte Personen aus dem Bereich der Geräteprüfung ist dies ein ungewohnter Wert, in den verschiedenen Normwelten tauchen die 5 % allerdings häufiger auf, als etwa bei Maschinen.
Zusätzlicher Schutzleiter. In der Produktnorm gibt es leider nur einen sehr groben Hinweis: „Die Einrichtungen müssen so konstruiert und aufgebaut sein, dass ein Berührungsstrom oder ein Schutzleiterstrom voraussichtlich keine Gefährdung durch einen elektrischen Schlag verursacht.“Leider gilt die Verpflichtung für einen zusätzlichen oder verstärkten Schutzleiter nach DIN VDE 0100-540 (VDE 0100-540)[2] tatsächlich nur für ortsfeste Geräte, die dann auch einen Hinweis tragen müssen auf den hohen Ableitstrom.
Wenn dies auch für ortsveränderliche Geräte gelten sollte, so müsste dies in den Produktnormen auch so aufgenommen werden. Teilweise gibt es dies für Geräte im medizinischen Bereich, sonst sind mir keine ortsveränderlichen Geräte bekannt, für die ein zusätzlicher oder verstärkter Schutzleiter gefordert wird.
Quellen
DIN EN 60950-1 (VDE 0805-1):2011-01 (zurückgezogen) Einrichtungen der Informationstechnik Sicherheit Teil 1: Allgemeine Anforderungen.
DIN VDE 0100-540 (VDE 0100-540):2012-06 Errichten von Niederspannungsanlagen Teil 5-54: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel Erdungsanlagen und Schutzleiter.
DIN EN 60204-1 (VDE 0113-1):2019-06 Sicherheit von Maschinen Elektrische Ausrüstung von Maschinen Teil 1: Allgemeine Anforderungen
- M. Lochthofen